Krenkel wird RAEM

Krenkel wird RAEMzoomIntermezzo mit Zeppelin

Nach der Rückkehr nach Moskau wurde Krenkel in Anerkennung seiner Funktätigkeit zum Leiter der Zentralen Amateurfunkstation der Gesellschaft der Radiofreunde ernannt. Es hielt ihn aber nicht lang daheim, und diesmal lockte ein Abenteuer in den Lüften. Die "Graf Zeppelin", LZ127, unter Hugo Eckener sollte 1931 zu einer Arktisfahrt starten, um die Verlässlichkeit der lenkbaren Luftschiffe zu demonstrieren, in Vorbereitung auf eine für 1932, das Internationale Polarjahr, geplante Ballonfahrt zum Nordpol. Zu dieser internationalen Unternehmung wurden auch drei sowjetische Teilnehmer eingeladen: Professor Samilovich, Professor Molchanow und Krenkel. Der Flug dauerte 104 Stunden, und die Route führte über 8.000 Meilen von der Zeppelin-Werft in Friedrichshafen am Bodensee über Leningrad und Archangelsk nach Franz-Joseph-Land, von dort nach Osten bis Severnaya Zemlya und Kap Tscheljuskin und zurück. Einer der Radiooffiziere war Rolf Kluge, später DK4MF, die beiden anderen Funkoffiziere war Walter Dumke und Leonard Freund. An diese Fahrt erinnerte sich Krenkel wieder, als er im März 1964 ein QSO mit Hans Mauder DL6FF in Friedrichshafen führte. Krenkel bedankte sich für das QSO mit einem Brief, der hier im Faksimile wiedergegeben wird.

Der Untergang der "Tscheljuskin"

1932 nahm Krenkel an einer Expedition auf dem Eisbrecher "Alexander Sibirjakow" teil, der zum ersten Mal die nördliche Seeroute von Archangelsk nach Wladiwostok am Pazifischen Ozean befuhr. In der Folge wurde bewiesen, dass diese Route auch innerhalb einer Navigationsperiode (d.h. ohne Überwinterung im Packeis) von herkömmlichen Handelsschiffen zu bewältigen war, sofern ihr Rumpf mit zusätzlichen Eisenplatten verstärkt war. 1933 kehrte Krenkel zur Ossiawiachim zurück und wurde Funker auf dem Luftschiff W-3 "Udarnik". Er nahm an dessen letzten Flug teil, der mit einem Absturz und Totalschaden endete.
Zwischen Juli 1933 und Juni 1934 kam es zum zweiten Versuch, den Nördlichen Seeweg zu bewältigen. Für diese Demonstration hatte man den Dampfer "Tscheljuskin" ausgewählt. Leiter der Unternehmung war abermals Otto Schmidt, und der wählte Krenkel als Ersten Radiooffizier aus. Das Schiff war für seine Bestimmung ungeeignet. Am 4. November 1933 wurde es, nur eine Meile vor Erreichen des Pazifiks, im Eis eingeschlossen und driftete nach Norden zurück. Am 13. Februar 1934 kam es zur Katastrophe. Das Schiff wurde von riesigen Packeisfeldern zermalmt und ging 144 Meilen vor Kap Wellen unter. Im letzten Augenblick konnte sich die Besatzung, 104 Menschen, darunter zehn Frauen und zwei Kinder, auf eine Eisscholle retten. Es gelang auch, Proviant für zwei Monate, Zelte und Schlafsäcke auf die Scholle zu bringen, ehe das Schiff versank - und Krenkel nahm das Funkgerät mit. Ohne Kommunikation wären die Ausgesetzten verloren gewesen. So aber konnte Krenkel von "Kap Schmidt", wie er die Scholle in seinen Hilferufen nannte, die Rettungsoperation einleiten.

Es dauerte immerhin genau zwei Monate, bis die gesamte Gruppe am 13. April 1934 mit Flugzeugen evakuiert werden konnten. Die Piloten der Maschinen - A. V. Ljapidevskij, V. S. Molokow, S. A. Levanevskij, N. P. Kamanin, M. V. Vodopjanow, M. T. Slepnjow und I. V. Doronin - wurden die ersten "Helden der Sowjetunion" - eine Auszeichnung, die auch Krenkel später erhielt. Zunächst wurde ihm als Zeichen der Anerkennung für seine Leistung das Rufzeichen des Schiffes verliehen: RAEM. Es zierte fortan seine berühmt gewordene QSL-Karte.



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