Rundfunk in Österreich 1924 - 1938


Die Empfangsberechtigung


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Der "Götz" eröffnet die Wiener Sendestation

Der 'Götz' eröffnet die Wiener Sendestationzoom"Der Götz" war die Leitfigur der Wochenschrift "Der Götz von Berlichingen. Eine lustige Streitschrift gegen alle". - Karikatur von Ladisdlaus Tassynsky, 4.Jg, Nr 39/1924, S 10



Die RAVAG am Stubenring – ein Blick von außen.

Die RAVAG am Stubenring – ein Blick von außen.zoomIm Rahmen der Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen des Regierungsgebäudes am Stubenring blickt das dort ansässige Lebensministerium 2013 auf die bewegte Geschichte seines Hauses zurück. Von 1924 bis 1926 war im vormaligen k.u.k. Reichskriegsministerium die RAVAG untergebracht – ein von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Lebensministeriums erstellter Artikel widmet sich dieser wechselvollen Zeit. linkext. Link



Die Frühgeschichte - aus anderer Sicht

Aus: Erb, Ernst, M.u.K. Hansa (Hg) - "Radios von gestern" (1. Aufl.,1989; Erb, Wien) S 129 ff - mit freundlicher Genehmigung von Ernst Erb. - Hinweis: Der Text wurde um einige Kapitelverweise und die im Buch enthaltenen Fußnoten gekürzt.

Die Frühgeschichte - aus anderer SichtzoomWie in den meisten Ländern sehen die Behörden in Österreich zu jener Zeit in den Radio-Amateuren lediglich Personen, die mit ihren Empfangsapparaten Telegrafiesendungen aufnehmen und damit das Telegrafengeheimnis verletzen wollen. Sie gestehen dem technischen Spiel höchstens einen Kuriositätswert zu und glauben, dass es sich wegen ein paar tausend Hörern nicht lohne, eine Sendestation einrichten zu lassen. Die Ereignisse vor der Aufnahme des offiziellen Programms sind u.a.:
Die Firma Czeija & Nissl (CN) kann verhindern, dass man 1918 die militärische Sendeeinrichtung und die 25 m hohe Antenne am Stubenring abreißt. Auf ein erstes "Konzessionsansuchen" durch Oskar Czeija (Sohn des Gründers von CN), datiert vom 13.9.21, reagiert die Behörde negativ. Verschiedene Gruppen, wie z.B. die Radiophon AG, bilden sich, um die Bewilligung für eine "drahtlose Zirkular-Telephonie" zu erreichen. Als die damaligen Alliierten das Senden freigeben, baut CN unter Ing. Oskar Koton einen Radiosender und installiert ihn sowie ein Studio in den Räumen des Technologischen Gewerbemuseums (TGM). Am 1.4.1923 erfolgt die erste Sendung mit 100 Watt Leistung auf Welle 600. Radio-Hekaphon sendet fallweise kurze Programme. In einem Karlsbader Hotel tanzen die Gäste nach dieser Musik zum Fünf-Uhr-Tee. Auch in Danzig ist die damalige "Welle Wien" zu hören. Ein Radio-Amateur meldet sich aus einer Stadt in der Nähe von Sarajewo. Im Herbst 1923 hält Bundespräsident Dr. Michael Hainisch eine Radioansprache zur Eröffnung der Wiener Herbstmesse.

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1924: Klotz, Stäbchen und Radio - Der Elektro- und Radio-Matadorbaukasten

1924: Klotz, Stäbchen und Radio - Der Elektro- und Radio-MatadorbaukastenzoomWer kennt ihn nicht, den Urahn aller Konstruktionsbaukästen… Nur die Matador-Fans aber wissen, dass man in den Zwanzigerjahren mit entsprechenden Zusatzbauteilen auch physikalische und elektrische Instrumente bauen konnte, so auch eine komplette Telegraphiestation mit Sender und Empfänger. - Weil seine beiden Söhne sich beim Spiel mit Holzbausteinen ständig stritten und der eine die aufgebauten Klötze des anderen immer wieder umwarf, suchte der Bauingenieur Johann Korbuly nach einer Idee, wie er dieses Problem lösen könnte. Schließlich bohrte er in die Bausteine kleine Löcher und schnitzte dazu passende Stäbchen, um die Klötze miteinander verbinden zu können. Die Grundidee von Matador war geboren. - Wie nahe man stets dem Zeitgeist war, beweist nicht nur der Umstand, dass es Ende der Dreißigerjahre Bauanleitungen für Panzer, Scheinwerferbatterien und dergleichen gab. Bereits am 24. Februar 1924 meldete Korbuly das Patent 97534 für einen „Baukasten zur Herstellung von Modellen elektrischer Maschinen und Apparate“ an.

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Die Kapelle Bert Silving

07.04.10

Die Kapelle Bert Silvingzoom“Die Programme der zwanziger Jahre (präsentierten sich) als bunte Mischung aus ‚klassischer’ Musik, Oper, Operette, Salon- und Unterhaltungsmusik, letztere wurde bevorzugter Weise von rundfunkeigenen Ensembles, Symphonieorchestern oder kleinen Salonorchestern dargeboten. Die Sendungen wurden größtenteils direkt aus den Rundfunkstudios überragen. … Die vom Publikum bevorzugten Programme lassen sich aus den von Radiozeitschriften veranstalteten Umfragen nach ihren ‚Radiolieblingen’ erkennen. … Eine Umfrage der ‚Radiowelt’ von 1926 zitiert folgendes Ergebnis: ‚Der Erste: Ernst Arnold mit 3220 Stimmen; der Zweite: Berthold Silving mit 2751 Stimmen.’ … Das Bert Silving Quartett mit Hans Faltl, Bert Silving, Josef Richter und Franz Horak war das erste Musikensemble der RAVAG gewesen. Bert Silving hatte mit seiner ‚Künstlerkapelle’ auch das offizielle Festprogramm zur Eröffnung des Senders bestritten und war über lange Zeit Programmgestalter, Dirigent, Solist und Sänger in einer Person. Von seiner Gruppe konnte man all das erwarten, was die Hörer ansprach: vom Wienerlied und den Salonschrammeln bis zur Operette, Oper und zum Streichquartett. Die Vielseitigkeit von Bert Silving repräsentiert das Selbstverständnis des damaligen Rundfunks als Unterhaltungsmedium für jedermann.“
Zitat: S 349, Elisabeth Th. Fritz, Helmut Kretschmer (Hg), „WIEN Musikgeschichte. Volksmusik und Wienerlied, Teil 1. 2006, Münster: LIT-Verlag - Bild: Peer Andersen, "Radio Wien", 1924

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1924-1938 - Österreich entdeckt das Radio

1924-1938 -  Österreich entdeckt das RadiozoomAm 7. September 1924, an dem die Wiener Herbstmesse eröffnet wurde, begann die RAVAG mit einem mehrstündigen täglichen Musik- und Vortragsprogramm. Am 1. Oktober 1924 nahm die RAVAG schließlich den regulären, tägliche Sendebetrieb auf "Welle 530" (= 566 kHz) auf. Der Erfolg war sensationell. Trotz der geringen Sendeleistung von 350 Watt stieg die angemeldete Teilnehmerzahl innerhalb von nur 4 Monaten von 11.000 auf über 100.000 an. Wien gehörte damals allerdings mit beinahe 2 Millionen Einwohnern zu den 10 größten Städten der Welt. Im Weihnachtsgeschäft 1924 waren Kopfhörer der große Renner und wurden zur teuren Mangelware. Die Sendeleistung wurde auf 700 Watt verdoppelt und in Graz, der Heimatstadt des Radiochefs Oskar Czeija, wurden die Arbeiten zur Errichtung eines Senders aufgenommen, der am 30. März 1925 in Betrieb ging. Auch für Klagenfurt und Innsbruck wurden Sender bestellt. 1924 kann in ganz Europa als das eigentliche Geburtsjahr des Rundfunks angesehen werden. Innerhalb dieses Jahres stieg die Anzahl der Stationen von 17 auf 54

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Fotogalerie RAVAG 1929

Teil 1: Anlagen in Wien

Fotogalerie RAVAG 1929zoomZum fünften Jahrestag der Gründung der RAVAG ließ Oskar Czeija ein Fotoalbum anlegen, das Aufnahmen zu allen zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Anlagen enthält. Diese bisher unveröffentlichten Bilder legen wir hier aus dem Nachlass von Oskar Czeija vor. (Foto: Sender Wien-Rosenhügel. Die drei Antennenmasten dienten dem Markenzeichen der RAVAG als Vorbild.) -- OCGF/ALB29 Fotoalbum, undatiert, Querformat 425x330mm, Deckblätter mit dunkelgrünem Leinenpapier kaschiert, seitl. Versärkung und Eckenschutz aus Halbleder. Schwerer brauner Fotokarton, vierfache Lochung, mit grüner Kordel einzeln verschnürt. 153 Fotografien (davon 6 Doubletten), meist 1120x165mm, Sepiatönung, A: unbekannt. Bildelegenden mit weißer Tusche in Fraktur-Akzidenz. Erfassung: Christine Ehardt, 09-12/2004

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Radio schauen - mit 'Radio-Bild'

Ein Intermezzo 1926-1928

Radio schauen - mit 'Radio-Bild'zoomDie Programmzeitschrift Radio-Wien war reich illustriert mit den „wesentlichen Bildunterlagen für die wissenschaftlichen Vorträge“. Im Heft 9 vom 29. November 1926 wird in der Rubrik Mitteilungen der „Ravag“ eine Erweiterung dieses Angebots vorgestellt: „Wünsche nach reichhaltigerem und ausführlicherem Bildmaterial werden durch eine neue Einführung erfüllt.“ In derselben Ausgabe wurde (S 403) das neue Produkt geworben , das man sich in 33 ausgewählten Fachgeschäften auch kostenlos vorführen lassen konnte:
„Was dem Ohr der Rundspruch, ist dem Auge das Radio-Bild“ – „Das Radioskop ist ein kleiner Projektionsapparat, der an jede Lichtleitung angeschlossen werden kann. Seine Bedienung ist kinderleicht. Die Bildstreifen illustrieren die Radiovorträge. Sie sind in feinstem Lichtdruck hergestellt und erreichen die Qualität guter Photographien. Die Bildchen sind in der Reihenfolge ihrer Besprechung durch den Vortragenden angeordnet. Der Hörer hat nur einen Knopf zu drehen, um die Lichtbilder auf einer weißen Fläche erscheinen zu lassen und so jeden Radiovortrag in einen Lichtbildvortrag im eigenen Heim zu verwandeln. Eine überraschende Fülle von Bildern werden zu mäßigem Preise geboten. ‚Radio-Bild‘ ist eine ständig wachsende Sammlung von Bildern aus allen Gebieten des Lebens, die dem Besitzer die Eindrücke der gehörten Radiovorträge immer wieder in Erinnerung bringen."
Abbildung: Ein vom Radiohändler Karl Preiss, Hernalser Hauptstraße 133, hergestelltes und vertriebenes Modell aus dem Bestand des ORF-Museums (Inv.-Nr. ORF M000083), das dem Technischen Museum in Wien zur Verfügung gestellt wurde und dort mit der Inv.-Nr. 50749 in der Ausstellung medien-welten gezeigt wird. (C Technisches Museum, Wien)

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Bildnachweis: Titelfoto Radioskop: Mit freundlicher Genehmigung © Technisches Museum, Wien (Inv.nr. 50749; alle anderen: Bildarchiv DokuFunk
1, 2 - Werbung in Radio-Wien
Beispiel:
3 - Vortrag, angekündigt in Radio-Wien, November 1927 / 4 - Bildbeilage dazu in Radio-Wien / 5 - Ausgabe von Radio-Bild dazu
6 - Typischer Bildstreifen




Vom Stubenring in die Johannesgasse

Vom Stubenring in die JohannesgassezoomDas mit Gardinen verhängte Studio unter dem Dach am Stubenring ist schon nach wenigen Monaten unzulänglich geworden. Auch die Erweiterung um einen zweiten Raum genügt nicht. Czeija sucht einen neuen Standort und findet ihn in einer aufgelassenen Schule in der Johannesgasse, einer Seitengasse der Kärntner Straße, der Zentralachse, die vom Ring zum Stephansplatz führt, mitten in der Innenstadt und doch verkehrsberuhigt und abseits des Fußgängerstroms. Im April 1926 wird das erste richtige Funkhaus bezogen. Ein großer, auch für Hörspiel- und Musikproduktionen geeigneter Senderaum, ein kleiner für Vorträge und dazwischen ein „Abhorchraum“ und das Zimmer mit dem Vorverstärker, den Schallplatten-Abspiel und -Schneidegeräten scheinen für den täglichen Betrieb ausreichend zu sein. Die Büros und die Direktion befinden sich im Obergeschoß, und ganz oben residiert die „Abonnenten-Evidenz“, der auch der Versand der Programmzeitschrift „Radio Wien“ obliegt. Über Telefonleitungen sind Expositionen in der Staatsoper und im Konzerthaus erreichbar, und im Sommer brilliert man mit Übertragungen von den Salzburger Festspielen.
Sehr rasch zeigt sich, dass auch die neuen Räumlichkeiten zu eng werden, so etwa für Orchesterdarbietungen oder als Proberaum für die Hörbühne. Nur 250 m Distanz sind es vom Funkhaus zum „Etablissement Ronacher“ einer Bühne für Revuen, Operetten, Tanz- und Gesangsdarbietungen, die mehr oder weniger vor sich hindämmert und wo ein neuer Teil-Mieter willkommen ist. - Weitere Bilder: Fotogalerie RAVAG 1929




1925 - 1933: Der Sender Wien-Rosenhügel

Siehe dazu die Bilder in der Fotogalerie, 1. Teil

08.05.13

1925 - 1933: Der Sender Wien-RosenhügelzoomDas RAVAG-Logo: Die drei Sendemasten am Rosenhügel. - Bereits im Herbst 1924 gelangte man zur Auffassung, ehestmöglich in Wien einen "Großsender" zu errichten, so wie dies auch in anderen Ländern erfolgte. Schon am 11. März 1925 wurde bei "Telefunken" ein Sender mit 7 kW Telephonieleistung in Auftrag gegeben. Für derlei hohe Sendeleistungen war jedoch ein gutes Gegengewicht zu Sendeantenne notwendig, wofür viel Platz und eine gute Bodenleitfähigkeit erforderlich waren.
Zunächst war für den Großsender ein Standort jenseits der Reichsbrücke vorgesehen, also etwa dort, wo sich heute die UNO-City befindet. Man glaubte damals allerdings, dass die über der Großstadt befindliche Dunstschicht die Radiowellen absorbieren und damit die Signalstärke abschwächen würde. Daher entschloss man sich zu einem Standort etwas weiter außerhalb der Stadt, nämlich im Südwesten am Rosenhügel, einer Erhebung unweit des Schlosses Schönbrunn und des heutigen ORF-Zentrums.

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Radiogeschichte Kärnten

20.02.14

Als am 1. Oktober 1924 die RAVAG ihren reguläern Sendebetrieb aufnahm, zählte man in Kärnten ganze 81 Hörer. 1925 waren es schon 376, 1926 bereits über tausend Radiokonsumenten. Damit war - wie in den anderen Bundesländern - das Empfagsproblem brennend geworden. Es musste an die Einrichtung weiterer Sender gedacht werden. Auf den ersten Zwischensender, in Graz, folgte bereits im Februar 1926 der zweite, in Klagenfurt. Die offizielle Eröffnung und der Beginn eines bescheidenen Eigenprogramms erfolgte aber erst am 12. Februar 1927, sobald das "Plansoll" von fünftausend Abonnenten erfüllt war. Nach der feierlichen Eröffnung mit Landeshauptmann Schumy und Generaldirektor Czeija nahm der 500-Watt-Sender von Telefunken um 15:30 Uhr auf der Welle 222,7m den Betrieb auf. Das Festprogramm begann mit dem Heimatlied und endete, nachdem der Kärntner Nationaldichter Friedrich Perkonig Nachdichtungen von regionalen Märchen dargeboten hatte, mit Volksliedern, interpretiert vom Quintett des Männergesangsvereins Alpenrose aus Ferlach.

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Fotogalerie RAVAG 1929

Teil 2: Anlagen in den Bundesländern

Fotogalerie RAVAG 1929zoomZum fünften Jahrestag der Gründung der RAVAG ließ Oskar Czeija ein Fotoalbum anlegen, das Aufnahmen zu allen zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Anlagen enthält. Diese bisher unveröffentlichten Bilder legen wir hier aus dem Nachlass von Oskar Czeija vor. (Foto: Sender Wien-Rosenhügel. Die drei Antennenmasten dienten dem Markenzeichen der RAVAG als Vorbild.) -- OCGF/ALB29 Fotoalbum, undatiert, Querformat 425x330mm, Deckblätter mit dunkelgrünem Leinenpapier kaschiert, seitl. Versärkung und Eckenschutz aus Halbleder. Schwerer brauner Fotokarton, vierfache Lochung, mit grüner Kordel einzeln verschnürt. 153 Fotografien (davon 6 Doubletten), meist 1120x165mm, Sepiatönung, A: unbekannt. Bildelegenden mit weißer Tusche in Fraktur-Akzidenz. Erfassung: Christine Ehardt, 09-12/2004

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1929-1938: Österreich auf Kurzwelle

1929-1938: Österreich auf KurzwellezoomAnfang 1929 entstand mit Unterstützung durch die österreichische Wirtschaft am Gelände des Mittelwellensenders am Rosenhügel eine Senderbaracke und eine zwischen 2 Masten aufgehängte Vertikalantenne für Kurzwellensendungen. Zweck der Anlage war, die Möglichkeiten der Kurzwelle für den Auslandsrundfunk bzw. die Ausstrahlung eines zweiten Programms auszuloten. Mitte April 1929 begannen versuchsweise Ausstrahlung unter dem Rufzeichen UOR 2 auf 6072 kHz über einen transportablen 10 Watt-Sender. - Gesendet wurde jeden Dienstag und Donnerstag im Anschluss an die Mittagssendung und 14 Tage später jeden Mittwoch und Samstag im Anschluss an die Abendsendung je eine Stunde "Grammophonmusik". Während der Kurzwellensendungen musste der Mittelwellensender abgeschaltet werden, da es sonst zu unerwünschten Rückkopplungen gekommen wäre. Im ersten Monat trafen 46 Empfangsberichte ein.

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Großsender Wien-Bisamberg

Anlässlich der Sprengung der Sendemasten im Februar 2010 folgt hier eine Gesamtdarstellung bis zur Gegenwart

Großsender Wien-Bisambergzoom1933 errichtet als "Bollwerk gegen das Vordringen deutscher Rundfunkpropaganda" - weltweit erster selbststrahlender Mast, weltweit erste Richtfunkanlage - 1938-1945 Nebensender "Donau" des Großdeutschen Rundfunks - 1945 gesprengt und bis 1950 nicht wiederrichtet, weil die westlichen Alliierten dem "sowjetischen Element" keine Ätherstimme gestatten wollten - 1950-55/59 erstmals wieder über den Großraum Wien hinweg präsent - 1959 demonstrativ als Anlage der wiederstandenen Republik eröffnet - in den letzten Sendejahren verlässlicher demokratischer Informant für die Nachbarn im sozialistischen Machtbereich - zuletzt Musterprojekt für frei zugänglichen Hörfunk...

Vorgeschichte
1923: Versuchssendungen ("Radio Hekapohon") mit 0,2kW. Standort: Radiotechnische Versuchsanstalt des Technologischen Gewerbemuseums in Wien.
1. August 1924: Versuchssendungen mit 0,35kW im ehemaligen Kriegsministerium, jetzt Heeresministerium, Wien-Stubenring, auf ca. 530m. Hochantenne.
1. Oktober 1924: Beginn des offiziellen Sendebetriebs der RAVAG.
1925: Erhöhung der Sendeleistung auf 0,5kW
30. Januar 1926: Betriebsbeginn einer neuen Sendeanlage in Wien-Rosenhügel, mit 5kW
1. September 1927: Erhöhung der Sendeleistung auf 15kW
1924-1933: Stubenring-Sender bleibt als Reservesender erhalten. Errichtung von Nebensendern in den Bundesländern

Chronologie Bisamberg
28. Mai 1933: Eröffnung der Anlage Wien-Bisamberg (359m). Das Betriebsgebäude errichtet durch die Bauunternehmung H. Rella & Co, Wien 8, Albertgasse 33, die bereits die Bauarbeiten für den Rosenhügel ausführte (Architekt/Baumeister: Ing. Arthur Swoboda). Das Wohn- und Betriebsgebäude errichtet von Architekt/Baumeister Ing. Gustav Orglmeister, Wien 7, Neubaugasse 1, der auch die bauliche Ausgestaltung in der Johannesgasse besorgte.
Richtantenne mit Hauptstrahlrichtung Westen und Reflektormast - das Prinzip erstmals in Europa angewandt. (Zwei im Abstand von 115m aufgestellte gegen Erde isolierte rautenförmige Blaw-Knox-Sendemasten = Doppelpyramiden>). Masthöhe: ¼ der Betriebswellenlänge = 130m. Gitterspannungsmodulierter 100kW-Sender.
Bei der Konstruktion der beiden identen Maste wurde die Möglichkeit eingeplant, einen 5 Meter hohen zusätzlichen Mastteil mit einem bis zu 15 Meter verschiebbaren Stahlrohr auf die Mastspitze aufzusetzen, um eventuellen Änderungen der Wellenlänge Rechnung tragen zu können.
Gemeinsame Planung: Ig. Gridl (Bau Sendemast Winter 1932/33) und Waagner Biro (Bau Richtmast Herbst 1933) Die Abspannseile: Felten & Guilleaume (Sendemast); Sankt Egyder Eisen- und Stahl-Industrie-Gesellschaft in Wien (Richtmast)
Überprüfung der Pläne, Berechnungen für die Ravag: Ernst Melan
(Mastbau nur während der Sendepausen, sonst Lebensgefahr. Während der Radiosendungen musste der Mast geerdet werden.)
1933-1939 Energieversorgung über die internen Dieselgeneratoren, anschließend Stromversorgung
1944: Programmzubringung über drahtlose Mikrowellenverbindungen (Wellenlänge 10cm)
6. April 1945: Letzte Sendung Reichssender Wien
7. April 1945: Sowjetische Truppen besetzen das Funkhaus
13. April 1945: Zerstörung Sendergebäude und Masten durch die abziehenden SS-Truppen. Sprengung der Kraftzentrale kann im letzten Augenblick verhindert werden.

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Ein geheimer Nazi-Sender in Österreich?

Eine Episode aus den Jahren 1934/35

16.05.11

Ein geheimer Nazi-Sender in Österreich?zoomDie Akte im Österreichischen Staatsarchiv/Archiv der Republik unter der Stammzahl B.M.11.615/35 [1] beschäftigt sich mit Denunziation, wenn auch vielleicht in guter Absicht, mit geheimer Lauschtätigkeit im Ständestaat und der allgegenwärtigen Furcht vor dem Terror der illegalen NSDAP.
Groß muss die Schockwirkung bei den zuständigen Beamten gewesen sein, als ihr die Anzeige eines zunächst Ungenannten zugeleitet wurde, dieser habe wiederholt illegale Sendungen beobachtet, Meldungen teils kryptischen Inhalts in Morsetelegraphie. Es läge die Vermutung nahe, dass es sich um Aussendungen eines geheimen Nazi-Senders handeln könne. Unverzüglich bat der Funküberwachungsdienst der Polizeidirektion Wien am 6. September 1934 bei der Telegraphendirektion für Wien, NÖ und Bgld, Abteilung IV –unter dem Betreff Angeblicher Geheimsender:
„…ihr bekanntgeben zu wollen, ob in den letzten Monaten im Kurzwellenbereiche Sender mit den Rufzeichen OEO47 oder OEO46 gearbeitet haben. Gegebenenfalls wird um Mitteilung der Wellenlänge, der Sendezeit und des Textes ersucht.“[2]

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25. Juli 1934: Der NS-Putschversuch

25. Juli 1934: Der NS-PutschversuchzoomDer Juliputsch war ein gescheiterter nationalsozialistischer Umsturzversuch in Österreich. Er begann am 25. Juli 1934 mit dem Überfall von als Soldaten des Bundesheeres und Polizisten verkleideten SS-Männern auf das Bundeskanzleramt in Wien. Um 13.00 Uhr stürmten 15 SS-Männer das Funkhaus der Ravag (Radio-Verkehrs-AG) in der Johannesgasse und erzwangen die Verlesung einer Meldung über den angeblichen Rücktritt der Regierung Dollfuß. Diese Meldung war das vereinbarte Signal zum "Losschlagen" für die Nationalsozialisten in den Bundesländern. Um 15 Uhr war das Funkhaus in der Johannesgasse wieder in der Hand der Regierung. (Foto: DÖW)

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Ein paar Tage im März

Das Ende der RAVAG beim „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich

Ein paar Tage im MärzzoomMärz 1938. Im Funkhaus der Radioverkehrs AG, der RAVAG, in der Johannesgasse 4b in der Wiener Innenstadt herrscht hektische Betriebsamkeit. Sämtliche Direktleitungen zu den Außenstellen im Parlament und im Bundeskanzleramt auf dem Ballhausplatz sind aktiviert, die Leitungen zu den Anlagen in den Bundesländern mehrfach eingerichtet. Für alle Fälle hat man auch den leistungsschwachen „Stubenringsender“ hochgefahren. Dort, unter dem Dach des Heeresministeriums, hatte Ende Oktober 1924 das Radio für Österreich zu senden begonnen. Und man weiß aus Erfahrung, wie wichtig – und verwundbar! – Rundfunk als einzige aktuelle und bundesweite Informationsquelle ist.

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Download [2.86 MB]Ein paar Tage im März - Artikel in "Funkgeschichte 238" [PDF , 2.86 MB]
Download [1.52 MB]"Der Radio Amateur" April 1938 [PDF , 1.52 MB]

Der "Anschluss" im Spiegel der Radiopresse

Das Kleine Blatt, bis 1934 eine Publikation der Sozialdemokraten, noch immer im ehemals "roten" Vorwärts gedruckt, nunmehr als Das kleine Kino- und Radioblatt im März 1938. - Auch das Salzburger Volksblatt bejubelt am 30. März die Umbenennung vom Deutschösterreichischen Rundfunk in den Reichssender Wien - Ebenso vollzieht die Neue Freie Presse den Wandel äber Nacht. Das Programm belegt, wie rasch Wien in den Reichssenderverband eingegliedert wurde.- Das Neue Wiener Tagblatt vom 13. Juli 1939 berichtet über die endgültige Liquidierung der RAVAG

"Die „Radio-Woche", eine NS-Zeitschrift, die unmittelbar nach dem Umbruch die rundfunkeigene Programmzeitschrift RADIO WIEN einverleibt hatte, schrieb dazu enthusiastisch: „Aus einem armseligen Zeitfüller wurde der Rundfunk nun zu einem bewundernswerten Riesenbau, der sich kristallklar über dem gesamten deutschen Volk wölbt." Das Jahr 1939 brachte noch in den ersten sechs Monaten den vierten kornmissarischen Intendanten ins Haus, den nun aus Saarbrücken nach Wien beorderten Karl Mages, der damit vom Sendeleiter zum Intendanten aufstieg. Sein Vorgänger Gunzer wurde wie schon Dr. Raskin nach Berlin berufen. Er übernahm dort in der Reichssendeleitung die Sparte „Unterhaltung" für das gesamte Reichsgebiet, und Bürckel, der am 1. Februar 1939 auch zum Reichsstatthalter und Gauleiter von Wien (anstelle Odilo Globocniks) bestellt worden war, hatte nun wieder einen guten Bekannten bei „seinem" Rundfunksender. Im Sommer 1939 konnten Bürckel und Mages auch den obersten Chef der RRG, den Reichsintendanten und Generaldirektor Dr. Heinrich Glasmeier in Wien begrüßen, der hier am 29. Juli 1939 in einer Hauptversammlung der im Jahr zuvor neu eingetragenen nationalsozialistischen Vorstandsmitglieder die „Umwandlung der Gesellschaft durch Übertragung des Vermögens auf die RRG in Berlin" beschließen ließ. Mit diesem zivilrechtlichen Beschluß konnte dann auch die ursprüngliche Gesellschaft (Firmenname RAVAG) als erloschen erklärt werden Die entsprechende Eintragung findet sich unter dem Datum vom 24. August. 1939 im Wiener Handelsregister." (Ergert, Viktor: 50 Jahre Rundfunk in Österreich, Bd. II, 1.a.)




Aus der RAVAG wird der Reichssender Wien

von Theodor Venus - mit freundlicher Genehmigung des Autors

Seit dem Verbot der NSDAP und der schrittweisen Beseitung der Demokratie in Österreich war auch der österreichische Rundfunk mit seinem Programmangebot eindeutig zu einem ideologischen Instrument der durch die autoritären Regierungen Dollfuß und Schuschnigg vertretenen gesellschaftspolitischen und kulturellen Auffassungen geworden. Als Propaganda- und Machtinstrument der Regierung war die RAVAG bereits in den Jahren 1933/34 nicht nur Ziel wütender polemischer Angriffe, die Mitglieder der NSDAP-Landesleitung, allen voran Theo Habicht, über den Sender München und andere deutsche Sender gegen sie richteten, sondern auch eines der beiden Angriffsobjekte im Putsch österreichischer Nationalsozialisten am 25. Juli 1934 gewesen. Obwohl die Frontstellung zum Deutschen Reich in der Außenpolitik seit der Unterzeichnung des Abkommens vom 11. Juli 1936 zwischen Hitler und Schuschnigg zu einer „Aufweichung“ auch der „inneren Front“ geführt hatte, gelangen den österreichischen Nationalsozialisten und ihren Wegbereitern rundfunkpolitisch Erfolge allenfalls inhaltlich, jedoch nicht personell. So blieb beispielsweise jenen nach dem Parteiverbot auch aus dem Rundfunk entfernten Parteigängern die Rückkehr in die Ravag versperrt, und auch sonst ließ sich die Bundesregierung zu keinen folgenschweren Konzessionen (wie etwa die von NS-Seite 1937 geforderte Einsetzung eines Rundfunkkommissars und eines Propagandaministeriums auch in Österreich) bewegen. Praktisch bis zum Abend des 11. März 1938 blieb die Ravag das, was sie seit 1933 im wesentlichen gewesen war: ein Instrument der Regierung des „autoritären Ständestaates“. Die zahlreichen Aufrufe und Reden, die der österreichische Rundfunk noch im Dienste der von Schuschnigg geplanten Volksbefragung am 13. März in den letzten Tagen ausgestrahlt hatte, sind ein deutlicher Beweis dafür.

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