Die Geburt von Radio Vatikan

Die Geburt von Radio VatikanzoomMarqis Marconi eröffnete die Feier mit diesen Worten : Ich habe die höchste Ehre der Ankündigung, dass in wenigen Sekunden Papst Pius XI die Radiostation des Vatikanstaats eröffnen wird. Die elektrischen Radiowellen werden seine Worte des Friedens und den Segen in alle Welt tragen. Auf diese Weise kündigte Guglielmo Marconi die Geburt von Radio Vatikan an und fuhr fort: Mit Hilfe des allmächtigen Gottes, der die vielen geheimnisvollen Kräfte der Natur dem Menschen anvertraut hat, war ich in der Lage,, dieses Instrument zu schaffen, das den Gläubigen der ganzen Welt den Zuspruch spenden wird, die Stimme des Heiligen Vaters zu hören. Heiliger Vater, die Arbeit, die Eure Heiligkeit mir anzuvertrauen geruhte, lege ich nun an Euch zurück ... mit der Bitte, der ganzen Welt zu gewähren, Heiliger Vater, Eure hohen Worte zu hören
Ein Reporter bei der dieser Sendung schrieb: In diesem Moment wartet die ganze Welt ... und der Stellvertreter Christi beginnt über den außerordentlichen neuen Apparat mit deutlich vernehmbarer Stimme zu sprechen. Es ist genau 04.49 Uhr.
Den Wortlaut der ersten Funkübertragung hat Pius XI selbst in lateinischer Sprache verfasst. Er baut in seine Botschaft Passagen aus der Heiligen Schrift ein, um die Universalität der Botschaft des Evangeliums zu betonen. Pius XI beschloss den ersten Teil seiner Ansprache mit den Worten: Lauschet , o ihr Himmlischen, Unserer Stimme, höre, o Erde, höret auf die Worte, die aus Unserem Mund kommen ... Höret, o Völker ferner Länder! Er fuhr fort mit Anspielungen auf die Stimmen der Propheten des Alten Testaments.

Frühe Pläne für eine Radiostation im Vatikanstaat

Bereits 1925 hatte der für die Kommunikation der Vatikanstadt Verantwortliche, Jesuitenpater Giuseppe Gianfranceschi, die Planung der Errichtung einer Funkstation im Vatikan angeordnet. Dies belegt ein von ihm verfasstes Schreiben vom 25. Juli 1925. Zwei Jahre später nahm Fr . Gianfranceschi Kontakt mit dem italienischen Wissenschaftler Guglielmo Marconi auf. Dieser zeigte sich von Anfang an begeistert für das Projekt und bot dem Papst uneingeschränkte Verfügbarkeit an. Darüber hinaus erklärte er, diesen Dienst an der Kirche unentgeltlich durchführen zu wollen. Nun vergingen allerdings zwei weitere Jahre, ehe der Auftrag vergeben werden konnte. Erst die Unterzeichnung der Lateranverträge im Jahr 1929 ermöglichte es, mit der Arbeit an dern Sendestation in den Vatikanischen Gärten zu beginnen. Bereits vier Tage nach der Unterzeichnung der Lateranverträge erhielt Marconi die offizielle Erlaubnis, das Projekt zu realisieren. Die Arbeiten begannen sofort. Kardinal Confalonieri , damals persönlicher Sekretär des Papstes, beschreibt bei einem Besuch der Anlage den Fortschritt der Montage so: Bei dieser ersten Inspektion begleitete mich der große Erfinder höchstselbst. Seine Bescheidenheit war beeindruckend und erbaulich . Es ist wirklich wahr, das Genie bedarf keiner großen Worte, um unsere Aufmerksamkeit an sich zu ziehen.. Die Arbeit ging rasch und effizient voran. Pius XI persönlich begleitete Marconi während des gesamten Prozesses.
Das Datum für die feierliche Grundsteinlegung, der 21. September 1930, war sorgfältig ausgewählt worden. Jesuitenpater Giuseppe Gianfranceschi, Wissenschaftler, Rektor der renommierten Päpstlichen Universität Gregoriana, Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Begleiter von Umberto Nobile auf der Expedition zum Nordpol (1929), hatte die Ehre, zum ersten Generaldirektor von Radio Vatikan bestimmt zu werden. Das vom Papst unterzeichnete Dekret der Bestellung beginntmit den Worten: Getreuer Sohn Wir haben beschlossen, dass dies der richtige Zeitpunkt sei, mit der Wahl einer Person, der Wir voll und ganz vertrauen, einer Person mit umfassender Kompetenz und Sorgfalt, diesen wichtigen und heiklen Dienst zu überantworten. Unsere Wahl entfiel auf dich, geliebter Sohn ... Somit ernenne ich mit diesem Dekret Dich zum Leiter der Radiostation des Vatikans, in der Gewissheit, dass unter Deiner Führung ganz sicher sein, dass unter Deiner Führung Unsere Absichten und Erwartungen erfüllt werden, die Uns zur Gründung dieser Anstalt bewogen haben.
Mehrere hoch qualifizierte Spezialisten trugen ebenfalls zur Installation von Radio Vatikan bei. Der belgische Ingenieur J. Baptiste Mathieu, die Herren Isted und Jackson der englischen Marconi Wireless-Company, und die italienischen Ingenieuren Santamaria Esposito unterstützten Marconi und Fr. Gianfranceshi in ihren Bemühungen, das Projekt in der Rekordzeit von weniger als zwei Jahren zu verwirklichen.

Die Einweihung von Radio Vatikan

Am Tag der Einweihung von Radio Vatikan war eine große Gruppe von Reportern und Kameraleuten von Paramount News aus den Vereinigten Staaten anwesend. Sie brachten Ausrüstung von höchster Qualität mit, das Ereignis aufzuzeichnen. Die Kameras, wenn auch handbetriebene, zeichneten erstmals in der Geschichte des Kinos Außenmaterial Live und mit Tonspur auf.- Soundtrack. Diese Filmaufnahmen, heute bewahrt in den Archiven von Radio Vatikan, sind ein unschätzbares Zeugnis dieses Tages und des historischen Augnblicks in der Geschichte der Kirche und der Telekommunikation:
Es ist ein kalter Tag, klar, mit einem leichten Wind von den Bergen im Norden ... Um genau 15:00 Uhr befiehlt ein Schweizergardist die Evakuierung der Räumlichkeiten. Zwei päpstliche Banner flankieren das Gebäudes und flattern im Wind. Im Inneren ist alles vorbereitet und bereit für die erste Sendung. Die Sender werden zum letzten Mal geprüft. Um 15:30 kommt der Marquis Marconi. Der berühmte Erfinder geht direkt in den Verstärkerraum, setzt die Kopfhörer auf und beginnt transkontinentale Gespräche. Seine Stimme kommt klar an in New York , Melbourne und Quebec. Fr . Gianfranceschi beteiligt sich, wie immer höchst konzentriert, an den letzten Vorbereitungen für die Sendung des Papstes. Obwohl mit vielen Fragen belagert, antwortet er stets freundlich mit seinem charakteristischen Lächeln. Seine Wesenatz hilft, die Aufregung und Nervosität des Tages zu reduzieren. Nach einigen Augenblicken wird das Gerät abgeschaltet und soll erst nach der Ankunft des Papstes reaktiviert werden. Nun taucht die Station in eine tiefe Stille: die mächtige Maschine ist verstummt, die Lampen auf dem Bedienfeld sind erloschen. In nur wenigen Stunden wird der Funke sprühen und das Signal in die ganze Welt hinaustragen. Das wird der Moment der wundersamen Herrlichkeit sein, die Gott seiner Kirche geben wird .
Es ist jetzt 16:20 Uhr. Trompeten kündigen die Ankunft des Heiligen Vaters an. Er kommt mit einem Automobil und geht auf die Radiostation zu, ehrfürchtig begrüßt von der kleinen Schar, die der Anwesenheit des Nachfolgers Petri huldigt. Am Eingang des Gebäudes stehen Fr . Gianfranceshi und Guglielmo Marconi, um Pius XI begrüßen. Der Papst wird zunächst in den Generatorenraum geführt, der Quelle der beständigen Kraft für die Ausssendungen. Zuerst ist ein Surren zu hören, dann schwillt der Ton, das mächtige Vibrieren der Motoren immer lauter an. Seine Heiligkeit betätigt mehrere Schalter; nun ist die Station bereit für die erste Übertragung von Radio Vatikan.
Das allererste Signal wird im Morse-Code gesendet: Die Worte In nomine Domini - Amen. Von diesem Augenblick an können Radiostationen, Schiffe und jeder, der über eine Ausrüstung zum Empfang verfügt, diesen Segen hören . Nach einer kurzen Begrüßung des Papstes durch Marconi, ergreift Pius XI das Mikrofon und beginnt den weltweit ersten Funkspruch eines Papstes.

Auszüge aus der Presse von 12. Februar 1931

L' Osservatore Romano : Gestern wurden in Rom alle Funkgeräte eingeschaltet , Gruppen von Menschen versammelten sich, um dem wunderbaren Gerät zu lauschen. Überall dort, wo ein Radio zur Verfügung stand, wurde es von Menschenmengen umlagert. Vor Elektrohandlungen und den Büros der Zeitungen hatte man Lautspercher aufgestellt. In einigen Bereichen wurde der Verkehr blockiert...
Gazzetta del Popolo, Torino : Die italienische Hauptstadt der Funkübertragung. Heute, in der Zeit zwischen 04:30 Uhr und 05:30 Uhr, kam es zu einem unvergesslichen Ereignis. Viele kirchliche und missionarische Institute haben ihren Hauptsitz in Turin. Mitglieder dieser Gruppen warteten an diesem Nachmittag in fieberhafter Erregung auf die Worte des Papstes.
News Chronicle, London : Zum ersten Malwurde in London und von Millionen anderer Gläubiger in aller Welt die Stimme eines Papstes gehört .. 3500 Katholiken warteten stundenlang in der Westminster-Kathedrale auf die Stimme des Papstes.
Aus einem Leitartikel im New York Herald : Nur wenige Ereignisse in der Geschichte der Welt können mit den tiefgreifenden Auswirkungen verglichen werden, die vom Heiligen Römischen Stuhl an den gesamten Planeten gerichtet wurden ... Kein früherer Papst hätte eine solche Möglichkeit voraussehen können. Dies ist ein Wunder der Wissenschaft und nicht weniger ein Wunder des Glaubens.
(Quelle: Radio Vatikan )


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