SOS von der 'Titanic' - Chronologie einer Tragödie
H3 Die Chronik der Katastrophe: 14./15. April 2012
Murdoch hat sofort die wasserdichten Tore zwischen den Schotten schließen lassen – eine Einrichtung, die das Schiff angeblich unsinkbar macht. Aber die Schotten reichen nur bis zur Höhe des E-Decks, und das Wasser kann überlaufen: fünf Schotte und ein Kohlebunker werden sofort überflutet.
23 Uhr 45: Funkoffizier Harold Bride, der sich zu einem kurzen Schlaf zurückgezogen hatte, erwacht. Obwohl er Phillips erst um zwei Uhr früh ablösen müßte, bleibt er nicht in der Koje liegen, die nur durch einen grünen Vorhang vom Funkraum getrennt ist. Es folgt Brides Bericht in wörtlichem Zitat, nach dem Interview in der "New York Times" vom 19. April: "Ich schrak auf und hörte, daß Phillips noch immer an Cape Race Marconigramme übermittelte. Unwillkürlich hörte ich die Texte mit – herkömmliches Zeug. Dann dachte ich daran, wie müde Philips war, und ich stand auf, um ihn abzulösen. Gerade als ich Phillips sagte: 'Komm, ruh dich mal aus!', steckte der Käptn den Kopf in die Kabine. 'Wir haben einen Eisberg gerammt!' sagte er. 'Ich lasse den Schaden jetzt inspizieren. Haltet euch bereit, falls wir Hilfe herbeirufen müssen. Aber wartet, bis ich es euch ausdrücklich befehle!' Weg war er. Von einer Kollision hatte ich nichts bemerkt."
23 Uhr 55: Die Inspektion ergibt: Dem Schiff bleiben im günstigsten Fall noch zwei Stunden. Auf dem G-Deck dringt bereits Wasser ein. Auf der Brücke legt Boxhall, der Vierte Offizier, die Position fest. Smith selbst bringt das Blatt zum Funkraum. Zeit: Kurz nach Mitternacht.
15. April 1912, ab 00 Uhr
Kapitän Smith befielt das Bereitstellen der Rettungsboote, alle Passagiere werden angewiesen, Rettungswesten anzulegen und die Boote zu besteigen - was zunächst als Übung deklariert und aufgefasst wird. Entgegen vieler Darstellungen werden die Zwischendeckspassagiere der 3. Klasse nicht benachteiligt. Es befinden sich aber nur wenige von ihnen auf dem Bootsdeck, zu dem es keinen direkten Zugang gibt - die amerikanische Einwanderungsbehörde hat verriegelbare Barrieren vorgeschrieben.
01 Uhr 40: Zunehmend gelangen offene Bullaugen, Lüftungsschächte und Ladeluken im Bug unter die Wasserlinie. Das beschleunigt den Sinkprozess rapide. Die
Schiffskonstruktion ist überfordert. Durch Risse in der Schiffswand dringt nun auch mittschiffs Wasser ein.