Lage und Geschichte
Kontinent: Europa - Lage:57.35 N 13.4 W - Zonen: ITU 27, WAZ 14 - Zuweisung: GM, MM (MS) - IOTA: EU-189 (Ex EU-164)
Geschichte
Im Jahr 1606 wurde ein Eiland namens Rockall in 90 Kilometern Entfernung von der tatsächlichen Position auf einer Karte vermerkt. Der erste bekannte menschliche „Kontakt“ fand wohl 1686 statt, als ein Schiff mit Spaniern und Franzosen an Bord hier – oder auf dem nahen Helen’s Reef – Schiffbruch erlitt. Gegen 1695 erwähnte Martin Martin aus Gent die Felseninsel in seiner Beschreibung der westlichen Inseln Schottlands (A Description of the Western Islands of Scotland): Sie liege sechzig Leugen (rund 290 Kilometer) westlich von St. Kilda und werde von den dortigen Bewohnern Rokabarra genannt. Die annähernd genaue Lage von Rockall wurde erstmals am 8. Juli 1810 von T. Harvey auf der Endymion bestimmt. Dabei wurde die Insel – der üblichen Darstellung zufolge – an diesem Tag erstmals durch Basil Hall betreten; nach späteren Forschungen von James Fisher fand dieser Besuch allerdings wohl erst am 8. September 1811 statt. Ende des 19. Jahrhunderts teilte das Trinity House – die Leuchtfeuerverwaltung für England – auf Anfrage mit, es sei nie angenommen worden, Rockall liege im rechtlichen Zuständigkeitsbereich der englischen Leuchtfeuerverwaltung; mindestens bis zu diesem Datum waren deswegen trotz der bekannten Gefahren für die Seefahrt weder Rockall noch das nahe Helen’s Reef je mit Leuchtfeuern, Glocken oder Tonnen versehen worden. Am 28. Juni 1904 lief das dänische Passagierschiff Norge auf die Untiefe Helen’s Reef in der Nähe der Felsinsel Rockall auf und sank innerhalb von 20 Minuten. 625 Passagiere und Besatzungsmitglieder ertranken. Es handelte sich um das bis dahin schwerste Schiffsunglück im Nordatlantik.
Im Zeichen des Kalten Krieges betraten am 18. September 1955 Soldaten der Royal Marines und ein ziviler Geologe den Felsen, hissten darauf die Nationalflagge des Vereinigten Königreichs und befestigten eine Plakette, um den Anspruch des Vereinigten Königreichs auf die unbewohnbare Insel zu sichern. Ziel war es, durch die Inbesitznahme und die damit einhergehende Kontrolle über die umliegenden Gewässer die sowjetische Marine daran zu hindern, britische Raketentests auf den Hebriden zu beobachten. Die Inbesitznahme wurde am 21. September 1955 offiziell durch die britische Admiralität verkündet. 1969 wurden in der Umgebung des Felsens in den Bereichen Rockall-Plateau und Rockall-Trog große Erdölvorkommen entdeckt. Sie werden bisher aber nicht ausgebeutet. Das Vereinigte Königreich erklärte das Gebiet um den Felsen zu seiner „ausschließlichen Wirtschaftszone“ und beanspruchte das alleinige Recht zu Ausbeutung der Bodenschätze. Aber auch Dänemark (für die Färöer), Island und Irland erheben Anspruch auf Rockall. Da die Wirtschaftszone um eine Insel bis zu 200 Seemeilen umfasst und auch die Fischfangrechte beinhaltet, ist dies wirtschaftlich von Bedeutung. Im Mai 2005 fanden auf den Färöern Gespräche der vier Staaten über die Zukunft Rockalls statt. Wer die Rechte zur Förderung des Erdöls besitzt, ist bis heute nicht geklärt. Bis 1997 war außerdem strittig, ob Rockall lediglich einen unbewohnbaren Felsen bildet oder eine bewohnbare Insel, die eine ausschließliche Wirtschaftszone hätte. Um die Bewohnbarkeit von Rockall und Großbritanniens Anspruch zu demonstrieren, lebte der Überlebensexperte und ehemalige Angehörige des Special Air Service Tom McClean im Jahr 1985 40 Tage lang auf dem Felsen. Vor 1997 war der Standpunkt des Vereinigten Königreichs, er sei bewohnbar. Inzwischen sieht es Rockall als unbewohnbar an, wodurch ein Hoheitsstaat seerechtlich statt einer ausschließlichen Wirtschaftszone das Konzept des Festlandsockels auf das Gebiet um Rockall anwenden könnte, auf dem zwar ebenfalls nur der Hoheitsstaat Bodenschätze abbauen darf, aus dem sich aber im Unterschied zur ausschließlichen Wirtschaftszone keinerlei die Fischerei betreffenden Vorrechte ableiten lassen.
Greenpeace besetzte Rockall 1997 für kurze Zeit und protestierte mit der Gründung des Staates Global State of Waveland gegen die Erdölförderung. Im Februar 1999 musste Knowhaus, der Sponsor dieses Projektes, allerdings Insolvenz anmelden und beendete damit vorläufig Wavelands Existenz.
01 - Landkarte
02 - Map of Britain - Landkarte, 1771, vom französischen Seemann Kerguelen
03 - Rockall, Skizze aus dem Buch "A Vertebrate Fauna of the Outer Hebrides"
04 - Erste Landung, 8. September 1811, kleine Gruppe der Fregatte HMS Endymion unter Leitung von Basil Hall, Offizier der Royal Navy officer
05 - Luftaufnahme, 1943 (©James Fisher, Wiki)
06 - 18. September 1955: Hissung des Union Jack (*)
O7 - Beobachtungsposten mit der Flagge der Royal Navy und zwei Marinesoldaten in Zeremonien-Uniform. Über ihnen die Navigations-Bake (*)
08 - Plakette am Standort der Navigations-Bake: "Site of United Kingdom Light Beacon June 1971" (*)
09-13 - Ansicht von Norden, Osten, Süden und Westen
(*) - Bildquelle unbekannt - Information erbeten an office@dokufunk.org
Medien-Clips
Video: Landing and climbing on Rockall - Amateurvideo einer Landung auf Rockall im Juni 2005 mit einem Schlauchboot. Kevin "Geo" O'Callaghan führt Larry Hynes zum Gipfel - ext. Link
Video/Audio: Die irische Folkband The Wolfe Tones veröffentlichte 1976, den Song "Rock on Rockall" in Untrestützung des Anspruchs Irlands auf den Felsen - ext. Link
Zeitungsartikel: "Hello, Mum, I'm on Rockall!"The Guardian, 1.Januar 2011: Bericht über die britische Abordnung, die im September 1955 den Union Jack auf dem Felsen hisste - ext. Link
Die umfangreichste Dokumentation, die jemals über Rockall erstellt wurde, mit freundlicher Genehmigung des Autors Ondřej Daněk [PDF , 3.36 MB]
Der erste Plan: Das RAFARS-Projekt 1965-67
Bislang unveröffentlichte Dokumente
Alles begann am 26. Januar 1965 mit einem Brief von Squadron Leader A. W. Hannaford, damals Sekretär der RAFARS (Royal Air Force Amateur Radio Society) an Fliegerleutnant John M. Hern, G3NAC, mit der Mitteilung, dass “Sie beim Komiteetreffen der RRAF-ARS am 25. Januar 1965 einstimmig als die in jeder Hinsicht am besten geeignete Person gewählt wurden, ex officio als Verantwortlicher Offizier die RAF-ARS DXpeditionen des Jahres 1965 zu organisieren.“ Drei Tage später nahm Hern die Wahl “mt Freude“ an. Nur zwei weitere Tage später, am 2. Februar 1965, beauftragte Hannaford ihn, “…folgende Varianten für DX-peditionen zu evaluieren…: a. Erkunden Sie, ob es möglich sei, 1965 eine eigenständige RAF-ARS-Aktivierung von Rockall durchzuführen. b. Erstatten Sie Bericht über die Realisierbarkeit einer DXpedition nach Rockall im kommenden Jahr gemäß den Richtlinien von DCI 14/64. c. Unterbreiten Sie alternative Vorschläge für andere DXpeditionen gemäß den Richtlinien von DCI 14/64.“ (Das Dokument DCI 14/64 liegt leider nicht vor, bezieht sich aber augenscheinlich auf Aktivitäten der Royal Air Force, an denen sich die RAFARS lediglich beteiligen würde.)
In einem nicht datierten Brief, wahrscheinlich von Mitte Februar, fasst Hern seine Vorschläge in einem Memo zusammen und vermerkt, dass er “…nicht annimmt, dass DCI(a)14/64 in der Lage ist, uns bei unserer Expedition nach Rockall zu helfen “> es sei denn “…in Verbindung mit einer Übung in Geländeerfassung und Kartenzeichnen“. In diesem Memo empfiehlt Hern “…Rockall als unsere erste Wahl und Albanien als Alternative. Rockall bedeutet naturbedingte, Albanien politische Schwierigkeiten. … Rockall kann nicht ausschießlich von der RAFARS aktiviert werden, weil die Landung nur mit Hubschraubern möglich ist. Das bedeutet, dass wir ein seetüchtiges Schiff mit einer Hubschrauberplattform brauchen. …“ Hern ersucht den Präsidenten des Funkverbandes “…die Admiralität um Mitarbeit zu bitten und die Beistellung eines geeigneten Schiffes zu genehmigen, ... (sowie) dem Luftwaffenattaché in Albanien zu schreiben, dass er eine Sondergenehmigung zur Einreise nach Albanien und eine Funkbewilligung erwirken möge. “
Das Rockall-Projekt war nun auf den Weg gebracht - aber die Weiterführung verzögerte sich um ein ganzes Jahr. (Bei "weiter" fassen wir die folgenden Ereignisse zusammen, die komplette Dokumentation ist aber auch auf dieser Seite abgebildet.)
GM4SXU/P - 30. März 1994 - Rockall? Nein, eine Fälschung
Eine Untersuchung des IOTA-Komitees ergab keinen Beleg zur Untermauerung der Behauptung, dass es sich um eine Aktivierung von Rockall gehandelt habe. Daher wurde die QSL nicht für das IOTA-Programm anerkannt.
"Waveland" - Das Greenpeace-Intermezzo, 10.-27. Juli 1997
Umweltschutz-Aktivisten von Greenpeace (Al Baker, Meike Huelsman, Peter Morris, Eric Hejsalaar und Thomas Neuman) besetzten Rockall für 48 Tage. Sie wechselten einander ab, meist zu dritt. Die Aktion war als Protest gegen die Suche nach im Umfeld vermuteten Ölquellen und deren künftige Ausbeutung gedacht. Das Team war in einer solar-geheizten Zelle untergebracht, die gegen die Unbill der Witterung schützte. Die Gruppe rief den neuen globalen Freistaat Waveland aus. Via Internet konnte sich jedermann um die Staatsbürgerschaft bewerben. Es wurden sogar über einige Monate mehrere hundert "Pässe" ausgegeben. Diie Aktivisten veröffentlichten eine Erklärung mit dem Wortlaut: “Mit unserer Besetzung von Rockall beanspruchen wir das Meer ringsum für den ganzen Planeten und alle Menschen. Niemand hat das Recht, hier Öl auszubeuten und unser bedrohtes Klima zu schädigen.“
MS0IRC/P - 16. Juni 2005 - Die Erstaktivierung
Endlich! Rockall, 188 Meilen westlich von St. Kilda in den Äußeren Hebriden war nicht länger die letzte Insel in Europa ohne IOTA-Nummer. Am Vormittag des 16. Juni 2005 und nach 46 Stunden auf See landete ein bestens ausgerüstetes erfahrenes Team auf Rockall. Wichtigtes Ziel der Unternehmung war, mit dieser Aktion Spenden für wohltätige Zwecke einzuwerben. Zwei im Team waren Fukamateure: David Wood, MMØALM, aus Stonehaven, und Seamus James Cameron, MMØCWJ, ein in der Szene bekannter Insel-Aktivierer, und als Einwohner von South Uist wahrscheinlich der Amateur mit der kürzesten Wegstrecke nach Rockall, 240 Meilen weit draußen im Atlantik. Beide Männer sind Mitglieder des Island Radio Club Outer Hebrides. Bei der Ankunft war die See glatt und ruhig; nur der Schwall am Felsen ging drei Meter hoch - nicht unüblich bei gutem Wetter, aber das Anlanden war dennoch eine tückische Sache, und es dauerte ganze drei Stunden, bis das ganze Team - neun Leute - und die Funkausrüstung auf festem Grund waren. Nun konnte es also losgehen: die Erstaktivierung von Rockall! Davis rief auf 40 m CQ, es kamen aber nur zwei Anrufe. Er wechselte auf 17m - wieder war das Ergebnis mager, gerade einmal acht Kontakte kamen ins Log. James übernahm und ging auf 20 m, wo die Bedingungen besser waren. Währenddessen hatte das Team immer wieder Wetterfax-Informationen runtergeladenn, und die zeigten zwei sich nähernde Tiefdruckkgebiete. Da Sicherheit oberstes Gebot war, musste die ursprünglich für mehrere Tage geplante Aktivierung wegen des nahenden Sturms abgebrochen werden. Nach nur neun Stunden verließ das Team den Felsen. In dreieinhalb Stunden waren 262 Kontakte erreicht worden. Die Ausrüstung bestand aus einem Yaeso FT897 mit 100W, einer H/B-Vertikal and einem Dipol; Strom kam von einem kleinen Generator. MS0IRC/p ist das Klubrufzeichen des Island Radio Club Outer Hebrides. Die QSL kam via G0HXN. The ursprüngliche IOTA-Nummer für Rockall, EU-189, war nach einer getürkten Aktivierung gestrichen worden und wurde nun reaktiviert.
(Zitiert nach Andri, GM3VLB, und ext. Link )
MM0RAI/P - Mai/Juni 2009 - Ein missglückter Versuch
A group of Belgian amateurs had the big idea to activate EU-189 and to become the first group to stay more than 24 hours on the "Rock". The gtwo pioneers beghind the project were Patrick, ON4HIL, and Theo ON4ATW. During the IOTA contest on the last weekend of July 2008 when they were on EU-146 (Goeree island), the idea came to activate a "difficult" island next year Theo is an enthusiastic IOTA chaser, and when he said that "Rockall" was on top of the list, from that time on, the two had nothing else on their mind. Soon two other candidates came to the scene. ON4IA, Luc and Henk, ON4AHF. The first meeting was planned for the 27 August 2008. In that same week Marc, ON6CC joined the team. The first item was how to get to the "Rock" and how much would it cost. First of all they had to be sure they had a boat to bring them from Scotland to Rockall. This would be a two days sail. They had to buy diving suits and climbing gear to climb the 20 meters to the top of the 1,5 by 2,5 meter platform. The idea was to take 2 stations with them... This is how it all began, and almost succeeded. It must have been frustrating to decide, so closae to the rock, to abandon the mission due to extremely bad weather, and to return to Scotland. But they woved to return...
MM0RAI/P - 1/2. Oktober 2011 - Zweite Aktivierung - Erfolg beim zweiten Versuch
Eine weitere Amateurfunk-Aktivierung, diesmal durch belgische Funkamateure, gelang am 1. und 2. Oktober 2011. Unter dem Rufzeichen MM0RAI/p tätigten die Funkamateure ON4HIL und ON7YT für rund 16 Stunden Funkbetrieb von Rockall. Zu der gesamten Mannschaft zählten insgesamt sieben Funkamateure, von denen aber nur die zwei genannten die Insel aktivierten.
QSL: M0URXTrying again, the Belgian team succeeded: Saturday, 01 October 11:48 - Patrick, ON4HIL is the first to land on Rockall - Rudi, ON7YT is now also on top of Rockall and they are now moving equipment from the cdt Fourcault to the rock - Equipment now on top. MM0RAI/P EU189 now active, opr. ON4HIL. Operation started on the 1st October at 1545 UTC - Patrick & Rudi are going to stay on the rock until tomorrow around noon, if weather permits. - Stopped transmitting on the October, 2 at 06h52 UTC. 1.200 contacts, almost entirely on 40m SSB.
Expedition homepage: ext. Link
Video ON6ZU DVD-Promotion
Expeditionsbericht, Patrick, ON4HIL - zitiert nach DXCoffee (Englisch) [PDF , 38.33 KB]
MM0RAI/P - 02.10.2011 - 00:10 - 7.080 - SSB [MP3 , 963.39 KB]
Interview with Patrick Godderie, ON4HIL [MP3 , 6.86 MB]
MS0INT - Geplant für 2012, verschoben, aufgegeben
MM0NDX berichtet über viele Änderungen bezüglich der für 2012 geplanten Rockall-Expedition, MS0INT, die nun aufgrund der belgischen Aktivierung durch MM0RAI/P für mindestens ein Jahr verschoben wird. So knapp nach der Leistung der Belgier, die Rockall zu einem weniger attraktiven Ziel gemacht hat, wäre nicht sinnvoll - das ist der Kern unseres Entschlusses, sagen die Veranstalter, fügen aber hinzu: Uns ist aber nicht entgangen, dass weltweit die große Mehrheit immer noch EU-189 für das IOTA-Diplom braucht. Daher die Verschiebung, nicht aber die Aufgabe des Plans. Alle Spenden werden zurückgezahlt, und wir danken allen, die uns Unterstützung zugesagt haben. (Zitiert nach: Daily DX, #191, 10.10.2011)
Das Projekt von DxCoffee wurde nicht realisiert. Website: ext. Link