05 - Der Antlantik wird überbrückt, die IARU gegründet
05A Die große Herausforderung: Die Überbrückung des Atlantiks
Binnen weniger Jahre nach dem Ersten Weltkrieg ist Amateurfunk in vielen Ländern der Erde etabliert - allen voran in den USA und in Großbritannien, aber auch in Frankreich und anderen Staaten auf dem Kontinent. Deutschland bleibt freilich weiterhin von diesem internationalen Trend ausgeschlossen und ist zur Zuschauerrolle verdammt. - Immer größere Distanzen werden überwunden, und so wächst der Wunsch, in Konkurrenz zu den gigantischen Stationen der kommerziellen Telegrafie, für die solche Verbindungen Alltag geworden sind, mit den vergeichsweise bescheidenen Mitteln des Amateurfunks den symbolischen Brückenschlag zu schaffen: Von den USA nach Großbritannien über den Atlantik.
Der erste Transatlantik-Test, Februar-Mai 1921
In der Septemberausgabe 1920 der populären Zeitschrift Everyday Engineering wird ein Funkwettkampf ausgeschrieben - erstmals taucht hier das Wort Contest auf: Zwischen dem 1. Februar und dem 30. April 1920 soll die erste erfolgreiche Überbrückung des Atlantiks gelingen mit einer Funkanlage auf "200m and down", das ist der den Amateuren zugesprochene scheinbar nutzlose Wellenbereich, und mit einer Sendeleistung von 1kW.
Die US-Teilnehmer müssen sich anmelden, bekommen ein Sendezeit-Fenster zugeteilt und einen zu übermittelnden Text. Ausgerechnet zu Jahresbeginn geht das Magazin pleite; die ARRL übernimmt die Durchführung, Zwei Dutzend Amerikaner senden, 250 Briten hören. DerTest endet enttäuschend: Die Schiedsrichter befinden, dass kein einziger Hörer auch nur ein Wort der Mitteilung aufgenommen hat. Im Mai 1921 ätzt die QST, dies sei der miserablen Qualität der britischen Stationen zuzuschreibeb. Ein nach Europa entsandter Amerikaner hätte mit seiner Ausrüstung keine Probleme gehabt. - Dem widerspricht die britische Wireless World: Ein bekannter Radiohändler und Funkamateur, W.W. Burnham, wettet um einen neuen Frühlingshut, dass es auch keinem Amerikaner gelingen werde, die über den Antlantik gefunkte Botschaft zu empfangen. - Daraufhin wird im Juli und Oktober mit der Ausschreibung des Regelwerks des zweiten Atlantik-Tesst für den 7.-16. Dezember ausgeschrieben.
01 - Ausschreibung in Everyday Egineering September 1920
02 - Die Hutwette
03 - Der als Preis ausgelobte Hut
04 - QST Dezember 1921
05 - Paul Forman Godley, w2ZE
06 - Das Zelt von 2ZE, Androssen, Schottland
07-09 - Der Empfänger von w2ZE
10 - Die Beverage-Antenne von w2ZE
Der zweite Transatlantik-Test, 7.-16. Dezember 1921
Die ARRL entsendet einen ihrer größten Experten, Paul Forman Godley, w2ZE, Mitglied des RCA - Radio Club of America [01]. Er errichtet in Androssen, Schottland, südwestlich von Glasgow, in einem Zelt nahe der Küste seine Station, einen 7-Röhren-Superhet. Als Antenne dient eine 430m lange Beverage. Vor der Abreise fordert Godley seine Kollegen vom RCA auf: "Baut mir einen Sender, den ich dort drüben hören kann!" Edwin Armstrong [02], ein begnadeter Konstrukteur dieser Tage, wählt als Standort Greenwich, Connecticut, ein Grundstück von Minton Cronk(h)ite, w1BCG. Eine Hütte von 3x5m ist vorgesehen für den Sender und sechs Personen. Armstrong baut den Sender selbst. Die Käfigantenne mit acht Drähten erhält als Gegengewicht einen Stern von 30m langen Radials, knapp 1m über Grund.
Am 8. und 9. Dezember bleiben die Empfangsversuche ergebnislos. Aber am frühen Morgen des 10. wird in Androssan w1BCG eindeutig empfangen. Das bestätigt der als Beobachter entsandte Distrikt-Inspektor der Marconi Corporation. D. E. Pearson, der wie alle Beteiligten zehn Tage und Nächte bei bitterer Kälte und Regen ausharrt. Das Team von w1BCG erhält die Bestätigung via Langwelle und sendet am 11. Dezember um 03:00UTC eine Gratulations-Meldung nach Schottland. Diese und Dutzend andere Sendungen werden in der Folge auch von anderen Spark- und CW-Stationen gehört - in den USA, in Großbritannien, sogar in den Niederlanden.
11 - Edwin Armstrong
12 - Das Team von w1BCG (v.l.) John Grinan, Ernest Amy w2VK, Edwin Armstrong, George Burghard 2SS, Walker Inman w2BGM (sitzend), Minton Crock(h)ite w1BCG
13 - Die Senderhütte von w1BCG in Greenwich, CT
14-16 - Sender und Antenne von w1BCG
17 - Distrikt-Inspektor der Marconi Corporation D. E. Pearson, im Empfängerzelt in Androssan, Schottland
18 - Gratulations-Botschaft von w1BCG an w2ZE zur gelungenen Übertragung, übermittelt via Langwelle
19 - Die Ausgabe vom Januar 1922 der QST listet die in Europa empfangenen US-Stationen auf. Noch sind es auch Spark-Anlagen; beim nächsten Test werden nur noch CW-Stationen vertreten sein
20, 21 - Erinnerungs-QSLs
Der dritte Transatlantik-Test, 12.-22. Dezember 1922
Diesmal ist der Aufwand wesentlich größer. US-Stationen, jetzt auch von der Westküste, sollen nicht nur in Großbritannien sondern auch auf dem Kontinent gehört werden. Die ARRL kooperiert mit der Radio Society of Great Britain und drei französischen Gruppen, die sich zum Comité Francais des Essais Transatlantiques zusammengeschlossen haben. Die Ergebnisse sollen zeitnah verlautbart werden: Aus Großbritannien auf 14.200kHz über MUU, Carnarvon, Wales; aus Frankreich auf 14.300kHz über UFT, Cliften, Irland; sowie aus den USA und als jeweils aktuelle Zusammenfassung über WII in New Brunswick, NJ. Im Oktober qualifizieren sich die offiziell zugelassenen Stationen und erhalten ihr Sendefenster. Der Test findet unter internationaler Anteilnahme statt. 316 US-Stationen, davon drei von der Westküste, werden in Europa empfangen, aber nur 20 europäische Stationen werden in den USA gehört, so etwa die britische Station g5WS der RSGB aus Wandsworth. Am erfolgreichsten ist f8AB, Léon Deloy, aus Nizza, Frankreich.
Wireless Age 1923, S 359 - Liste der erfolgreichen Teilnehmer [PDF , 275.7 KB]
22 - Pierre Côrret, Präseident des für die Tests gebildeten frannzösischen Komitees
23 - Kenneth Bryant Warner, w1BHW, Chefredakteur der QST, Fred Schnell w1MO, und Hyram Percy Maxim w1AW bei einem Hörversuch
24 - Cass Risley, g3BGT, einer der erfolgreichen Teilnehmer
25 - Station g3BGT beim Empfang der Tests, 1922/23
26 - QSL von Cass Risley, g3BGT
Der vierte Transatlantik-Test, 21. Oktober 1923 - 10. Januar 1924 - Erste Zweiwege-Verbindung
Diesmal sollen US-Stationen auf Europäer hören. Für diese ist der Bewerb frei für alle zwischen 01:00 und 03:00 GMT auf 180-200m. Das Zeitfenster 03:00-06:00GMT ist abwechseld qualiifizierten britischen und französischen Stationen vorbehalten, die sich mit einem persönlichen Codewort melden. 42 Stationen, davon vier in den Niederlanden, werden in den USA und in Kanada empfangen.
Léon Deloy, f8AB, [03] in Nizza ist der ehrgeizigste Teilnehmer von allen. Schon seit einiger Zeit sendet er jeden Sonntag, Dienstag und Donnerstag zwischen 0500 and 0530 GMT und hört dann eine Stunde lang. Wiederholt gibt es Einweg-Kontakte, aber damit will sich Deloy nicht zufrieden geben. Er reist monatelang durch die USA, um sich ein Bild über die dortigen Verhältnisse zu machen, kauft Equipment und bereitet sich, wieder daheim, auf die Königsdisziplin vor, die erste vollständige transatlantische Zweiwege-Verbindung. Obwohl der diesbezügliche Versuch erst ab dem 11. Januar 1924 vorgesehen ist, vereinbart Deloy telegrafisch mit einem der Größten, mit Fred Schnell, w1MO, [04] Versuche auf 100m. Am 25. November sendet er "ARRL GSJTP", sein Codewort. Er wird gehört, hört aber selbst nicht die Antwort. Erst in der folgenden Nacht nehmen Schnell und John Reinartz, w1QP, [05] eine Grußbotschaft von Deloy auf: "NICE FRANCE /ARRL / WANT THIS FIRST TRANSATLANTIC MESSAGE TO CONVEY MOST HEARTY GREETINGS OF FRENCH TO AMERICAN AMATEURS / LEON DELOY" In einer zweiten Aussendung schlägt Deloy einen Zweiwege-Versuch auf 100m vor. Am 28. November ruft er ab 09:30 EST eine Stunde lang. Schnell antwortet mit RRR und unmittelbar danach sendet f8AB: "R R QRK UR SIGS QSA VY ONE FOOT FROM PHONES ON GREBE FB OM HEARTY CONGRATULATIONS THIS IS FINE DAY MIM PSE QSL NR 1 2" Das erste Transatlantik-QSO ist gelungen! Reinartz, der mitgehört hat, meldet sich ungeduldig von w1XAM, seiner Station in South Manchester, CT, und führt nun das zweite QSO. So geht das hin und her, bis um 12:30EST die Signale abreißen. In den folgenden vier Tagen scheitern alle Versuche. Erst am 8. Dezember gelingt eine Zweiwege-Erstverbindung zwischen w1MO und J.A. Partridge, G2KF, in England [06a]
Ausführliche Darstellung (Englisch) © Christopher F. Codella, W2PA [PDF , 3.85 MB]
Transmission Code-Anleitung [PDF , 536.01 KB]
27 - Léon Deloy, f8AB
28-30 - Die Station f8AB in Nizza
31 - Fred Schnell an w1MO
32 - Der Sender w1MO
33 - John Reinartz an w1XMA
34 - Fred Schnell mit dem von der ARRL gestifteten "Spring Hat"
35 - Kopie der Karte von w1MO für die Erstverbindung ÷TRo
36 - Karte von John Reinartz w1XMA
37a,b - QSL F8AB Hörbericht für U1AQM vom 08.12.1923 ÷TRo
89 - l'Éclaireur, Nizza, 16. Dezember 1923
39-41 TM8AB Erinnerungs-QSLs
42 - G.A. Patridge, G2KF, Erstverbindung mit England
43 - Station G2KF
44 - QSL G2KF
05B Die Gründung der IARU - Rundfunkhörer und Funkamateure gehen von nun an getrennte Wege
Ein Jahr nach Überwindung der Transatlantik-Barriere hat sich der Amateurfunk sprunghaft weiterentwickelt. Neue Erstverbindungen werden erreicht, die Betriebsart CW (Telegrafie) hat sich endgültig gegen den Funkensender durchgesetzt, in vielen Ländern sind nationale Funkverbände entstanden - nur Deutschland gehört noch immer nicht dazu. In Nordamerika gibt es jetzt 10.000 Amateure, im Rest der Welt sind es, schätzt man, 8.000. Es ist an der Zeit, sich international zu einer repräsentativen Organisation zu vereinen. Hiram Percy Maxim, w1AW, der Präsident der ARRL, macht Druck und findet Unterstützung von den Europäern, die mittlerweile eine Reihe spektakulärer Erstverbindungen aufzuweisen haben.
Die Gründungsversammlung wird von langer Hand geplant, und Drahtzieher sind unverkennbar die Amerikaner. Sie beziehen im März 1924 Quartier im Hotel Lutetia in Paris und laden Vertreter von Frankreich, Großbritannien, Belgien, der Schweiz, Italien, Spanien, Luxemburg und Kanada zu vorbereitenden Gesprächen ein. Der Name wird festgelegt: IARU - International Amateur Radio Union". Das Komitee zur Vorbereitung des für Ostern 1925 angesetzten Kongresses wird angeführt von Hiram Percy Maxim und Dr. Pierre Côrret, f8AE, der den Erfolg von f8AB koordiniert hatte und für ein der Bedeutung des Ereignisses angemessenes Ambiente in einem Seitentrakt der Sorbonne sorgt.
01-03 Konferenzdokumente
04 - Das Bankett in Paris am 24. März zur Vorbereitung des Kongresses. Maxim in der Mitte
05a-c: Eröffnungssitzung. v.l.: M. Tirmann, Staatssekretär, Präsident des Legal Congress; Lloyd Jaquet, u2OZ; Léon Deloy, f8AB; Belin, f8BO, Präsident des Amateur Congress; M. Beauvais, Sekretär; Jean G. Metzger, f8GO; Hiram Percy Maxim, w1AW; Kenneth Bryant Warner, w1BHW; Stenografist[10]
06 - Léon Deloy f8AB
07 - Hiram Percy Maxim, w1AW, im Funkraum der Berengaria auf der Heimreise von Southampton
08 - Belin
09 -General Ferrié
10 - Kenneth Bryant Warner w1BHW
11 - Gerald Marcuse, G2NM
12 - Jean G. Mezger, f8EM, f8GO
13 - Frank D. Bell, Z4AA
14 - Einige Teilnehmer im Hof der Faculté des Science, Sorbonne, Paris
15 - Das Exekutivkomitee. v.l. Jean Mezger, Councillor-at-large; Hiram Percy Maxim, w1AW, Präsisdent; Gerald Marcuse, G2NM, Vizepräsident; Kennth Bryant Warner, w1BHW, Sekretär und Schatzmeister
16 - Warner (Mitte), der viele Arbeitsstunden ohne Nahrung geblieben war, erhält von xxDeloor, Belgien, einen Riesen-Sandwich
17- Maxim zahlt seinen Mitgliedsbeitrag als Mitglied #1 ein. Côrret und Marcuse als Zuschauer
18 - v.l. Maxim, Belin, Marcuse
19 -Treffen nach der Konferenz bei Gerald Marcuse, G2NM, IARU-Vizepräsident. Sitzend v.l:
Mrs Maxim; Jean Mezger f8GO; Gerald Marcuse, G2NM; Kenneth Bryant Warner w1BHW; Mrs Marcuse. - Stehend v.l.: Gordon Hight, 4BQ, Rom; Major William Borrett, c1DD, Halifax; Loyal L. Reid, 8AR, St. Johns, Nfld.; James S. Morris, w4IO, Atlanta, GA; H.S. Nicholls, g2CC
20 - Besuch dder Mullard Radio Valve Co. Ltd. in London, nach der Konferenz. v.l. 1. Reihe: Stanley R. Mullard; Jean Mezger, f8GO; Hiram Percy Maxim, w1AW; NN, w1EN; Gerald Marcuse, G2NM; 2. Reihe: Gordon Hight, w4BQ; NN; Frau von William Borrett; Major William Coates Borett, c1DD [13]; 3. Reihe: H.S. Nicholls, g2CC; James S. Morriss; g4IO
21 - Die QST ist das offizielle Mitteilungsblatt der IARU
22, 23 - DQ86IARU, ON90IARU - Erinnerungs-QSLs
Tagungsbericht von Felix Cremers [PDF , 1.52 MB]
Organisationsplan Vorbereitung und beide Tagungen [PDF , 875.76 KB]
14.-19. April 1925: Der Gründungskongress
221 Teilnehmer aus 23 Ländern[06b] sind gekommen. Eigentlich sind es zwei Tagungen: Der Legal Congress", der sich mit Rechtsfragen zum Rundfunk beschäftigt (und über den erstaunlicher Weise keine Unterlagen vorhanden sind) und der Amateur Congress. Die Franzosen haben bei der Vorbereitung aufgrund eines Missveständnisses sowohl die Radiovereine wie jene der Funkamateure eingeladen, die nun in etwa gleich großen Gruppen vertreten sind. Als deutsche "Zaungäste" gekommen sind Oberstleutnant a.D. Ludwig von Stockmayer, Rolf Formis Formis, Rudolf ”Rolf”, Ky4, DE0100, Hermann Kraus, Dr. Jäger, Prof. Dr. Abraham Esau Esau, Abraham, EK4aal und Felix Cremers (später D4XVF, DL3NW, CE3TF, OA4FN). Die Stimmung ist heiter bis euphorisch. Beim Bankett am Vorabend hat man exquisit gegessen. Man zeigt das Rufzeichen am Hut oder Rockaufschlag und "morst" einander mit kleinen Trompeten zu.
Zum Auftakt begrüßen Edouard Belin [07], der Präsident des Radio-Club de France, und General Gustave-Auguste Ferrié [08], der Leiter des Eiffenturmsenders und Generalinspekteur der Telegrafentruppen die Teilnehmer. Aber schon zeigt sich, dass die "Radiobastler" hier fehl am Platz sind. Das Protokoll dokumentiert, was unter "Amateur" zu verstehen ist: "Toute person s'intérresant à la réception et à la transmission sur ondes courtes,dans tous les essais de liaison bilatérale, à l'éxclusion de la radiophonie de diffusion." ("Jeder am Empfang und Senden auf den Kurzwellen und bilateralen Verbindungen Interessierte, mit Ausnahme der Rundfunkdienste".) Enttäuscht ziehen sich die Vertreter der Radiovereine zurück und fahren ohne Ergebnis nach Hause.
In Paris trennen sich die Wege für immer.
Die gesamte Prominenz ist vetreten: Gerald Marcuse, G2NM [09], und seine Stellvertreter; xx Beauvais und Kenneth Bryant Warner,w1BHW, Sekretär und General Manager der ARRL sind die Kongress-Sekretäre. Die wichtigste Arbeitsgruppe ist die 1A. Sie benötigt vier Tage für die Ausarbeitung der Statuten und Regelungen. Andere Arbeitsgruppen beschäftigen sich u.a. mit Fragen der Wellenbereiche und Betriebsarten sowie einer verbindlichen Universalsprache im Funkverkehr (Esperanto). Tag und Nacht wird fieberhaft von Teilnehmern und Hilfskräften an den Sprachversionen des Protokolle und der Statuten gearbeitet, ehe sich am Abend des 18. April das Plenum zur feierlichen Beschlussfassung trifft. Das Internationale Präsidium wird gewählt: Hiram Percy Maxim, w1AW, Präsident; Gerald Marcuse G2NM, Vizepräsident; Jean G. Mezger f8GO und Frank D. Bell, Z4AA [11] Beigeordnete; Kenneth Bryant. Warner w1BHW, Sekretär und Schatzmeister.
Das Ergebnis des Kongresses
Jeder Funkamateur kann Mitglied werden. Gibt es in einem Land mehr als 25 Mitglieder, bilden sie eine Sektion und wählen einen Präsidenten. Dieser ist Mitglied des Internationalen Verwaltungsrats. Das Hauptquartier befindet sich vorübergehend bei der ARRL, deren Zeitschrift QST ist das offizielle Verlautbarungsblatt. (Einige Bestimmungen werden 1928 geändert.) Die Untergruppen erarbeiten gemeinsam mit der anderen Tagung Pläne für die Wellenbereiche und Betriebsbedingungen für das Radio und den Amateurfunk. Die Juristische Konferenz beschäftigt sich mit Fragen zur Rundfunkgesetzgebung, den Urheber- und Autorenrechten sowie der Kompetenzentrennung von Rundfunk und Presse.
Konferenzbericht und Reglement IARU, QST, Juni 1925 [PDF , 1.49 MB]
'Die Aufgaben der IARU' v. H. Kraus, D9, Gen.Sekr. des FTV (FunkBastler Nr.30/1925) [PDF , 1.3 MB]
01 - Paul Forman Godley w2ZE *1889-09-25, †1973-10-20. Bereits 1908, mit neunzehn Jahren, wird er Operator einer kommerziellen Telegrafiestation in Chicago und ein Jahr später Leiter der United Wireless-Station in Grand Rapids. 1910 studiert er an der Universität von Illinois und 1912 am College Institute in Port Arthur, Texas. 1913 ist er in Brasilien und baut dort für die Regierung den "Amazonas-für-dieAnden"-Radiodienst auf. 1914 kehrt er in seine Heimatstadt Leonia, NJ, zurück und entwickelt den Superregenerativempfänger auch als Pendelaudion bezeichnet, und geht mit Alfred Powell Morgan, einem Funkfreund im Radio Club of America, eine Partnerschaft ein. Er entwickelt und die Firma verkauft Radiogeräte. Im Ersten Weltkrieg ist er Entwickler bei derMarconi Wireless Comp. of America. 1924 verlässt er seinen Arbeitgeber Armstrong (später Paragon im Streit. Seit 1915 experimentiert er mit seiner Station 2ZE, der Station des 2. Transatlantik-Tests. 1935 ist er mit George H. Brown Gründer einer Beratungsfirma, Godley & Brown Consulting Radio Engineers, Mointclair, NJ.
02 - Edwin Howard Armstrong *1890-12-18; †1954-02-01. Schon als Vierzehnjähriger zeigt Armstrong starkes Interesse an der neu entdeckten drahtlosen Technik. Er ist noch Schüler der Highschool (1905–1910), als er für Empfangsversuche einen Antennenmast im elterlichen Garten errichtet. Der junge Armstrong experimentiert mit jedem elektronischen Teil, das er in die Hände bekommt, darunter auch mit der 1906 von Lee de Forest erfundenen Triode. Nach Abschluss der Highschool besucht Armstrong ab 1909 die Columbia University School of Engineering. 1912, mit 21 Jahren und noch als Student, macht Armstrong seine erste Erfindung. Er benutzt de Forests Triode, die bisher nur als Audion eingesetzt wurde, zur Verstärkung der schwachen Funksignale, indem er einen kleinen Anteil des Ausgangsstroms der Röhre zurück auf die Steuerelektrode führt. Als er den rückgekoppelten Anteil erhöht, ist diese Schaltung als Oszillator zu verwenden. 1913 macht er seinen Ingenieursabschluss. Etwa ein halbes Jahr nach Alexander Meißner reicht er am 29. Oktober 1913 seine Erfindung beim Patentamt ein und erhält am 6. Oktober 1914 das Patent für die Regenerative Schaltung. Später wird dieses Patent in einem zwölf Jahre dauernden Rechtsstreit von Lee de Forest angefochten. Nach seinem Abschluss arbeitet Armstrong an der Columbia-University< und wird Assistent seines Mentors, Professor Michael Pupin. Mit ihm zusammen beantragt er u.a. Ende 1917 ein Patent für eine hochselektive Empfangsschaltung, welches 1922 bewilligt wird. 1917 wird Armstrong als Captain im U.S. Army Signal Corps nach Paris abkommandiert. 1918 gelingt seine nächste bedeutende Erfindung, der Superheterodynempfänger, von dem er in Paris einen Prototyp baut und auf dem Eiffelturm testet. Dieses Gerät hat eine bis dahin unerreichte Empfindlichkeit. Ende 1918 meldet er seine Erfindung in Frankreich und England zum Patent an. Auch in den USA reicht Armstrong am 8. Februar 1919 einen Antrag ein, und am 8. Juni 1920 wird ihm das Patent zugesprochen. Gegen Ende seiner Dienstzeit avanciert Armstrong zum Major und bekommt von General Ferrié, dem Leiter des französischen Militärnachrichtendiensts, die Auszeichnung „Ritter der Ehrenlegion“ verliehen. Zurück in den USA beantragt er am 27. Juni 1921 ein Patent für den Superregenerativempfänger, eine Weiterentwicklung des Regenerativempfängers. Teile dieses Schaltungsprinzips waren von John Bolitho entwickelt worden. Armstrong kauft ihm die Rechte daran ab, erhält am 25. Juli 1922 das Patent und verkauft die Rechte gleich weiter an die im Oktober 1919 neu gegründeten Radio Corporation of America (RCA) für 200.000 Dollar und 60.000 RCA-Aktien im Wert von 217.500 Dollar. Verknüpft mit dem Verkauf an RCA ist ein Vorkaufsrecht für weitere Erfindungen Armstrongs. 1923 besitzt Armstrong den größten RCA-Aktienanteil einer Einzelperson. 1934 erhält er eine Professur an der Columbia-University. Ein großes Problem der damaligen Technik ist die Anfälligkeit der Amplitudenmodulation für atmosphärische Störungen auf dem Übertragungsweg. Armstrong erkennt, dass er diesem Problem nur mit einer anderen Modulationsart beikommen kann. Seine Überlegungen münden in der Entwicklung der Breitband-Frequenzmodulation. 1939 wird Armstrong vom U.S. Army Signal Corps als ziviler Berater für den Einsatz von FM-modulierten militärischen Kommunikationsgeräten hinzugezogen. Sein Hauptbeitrag während dieser Zeit ist ein Langreichweiten-FM-Radarsystem, das bis Kriegsende aber noch nicht fertiggestellt wird. Während der Kriegsjahre überlässt er seine Rechte an der Nutzung der FM-Patente kostenfrei dem US-Militär. Durch die 1945 von der FCC gefällte Entscheidung, die Nutzung des FM-Frequenzbands zu verschieben, und aufgrund der jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen mit RCA um die Patentrechte an der FM-Technik gerät Armstrong in den Nachkriegsjahren immer mehr in finanzielle Bedrängnis. In der Nacht vom 31. Januar 1954 stürzt er sich aus dem 13. Stock seines Appartments in den Tod.
(Nach ext. Link Abgriff 2019-01-19)
03 - Léon Deloy, f8AB, *1894-02-04; †1969-01-21. Enkel des Astronomen Camille Flammarion. Funkamateur und Sportschütze. Nimmt als solcher an den Olympischen Sommerspielen 1924 in Paris teil und wird 1930 in Rom Europameister. 1935 in die Ehrenlegion aufgenommen.
04 - Fred Schnell w1MO, w9UZ, *1919 †1925. Traffic Manager (Hauptverkehrsleiter) der ARRL. Beurlaubt für eine siebenmonatige Reise als Navy-Leutnant auf der USS Seattle dem Flaggschiff der Pazifikflotte der Marine. Kreuzfahrt Australien, Neuseeland, Hawaii etc. mit der einzigen Aufgabe, mit Unterstützung des Funkoffiziers Ryan Funkexperimente durchzuführen und Funkamateure zu besuchen. Betrieben werden mehrere Sender mit dem Rufzeichen NRRL. Nach seiner Rückkehr Eintritt in die C. F. Burgess Laboratories in Madison, Wisconsin, einer bekannte Firma für Batterien und Radiozubehör.
05 - John L. Reinartz w1QP, w1XAM, W3RB, K6BJ *1894-03-06, Krefeld, Deutschland †1964-10-05. - 1904 wandert die Familie nach South Manchester, CT, aus. Funkamateur seit 1908, Inhaber von 28 Patenten. 1916 Morselehrer im Camp Uton, L.I. Eines der ersten Mitglieder der ARRL, damals bei den lokalen Elektrizitätswerken beschäftigt. 1921 Entwickler einer Schaltung (Reflexschaltung zur doppelten Nutzung einer Röhre), die in fast allen Empfängern seiner Zeit Verwendung findet. 1925 Funkoffizier der Byrd-Nordpol-Expedition. Im Zweiten Weltkrieg als Navy-Captain Leiter der Radio Division of the Naval Research Labs. 1949 tritt er bei Eitel‐Mc¬Cullough, Inc., ein, einem Hersteller von Röhren vorwiegend für den Amateurfunk und bleibt dort bis zu seiner Pensionierung 1960. Verfasser zahlreicher Artikel für die Zeitschrift QST
06a - Ausführliche Darstellung (Englisch) bei Google Books Probin the sky with radio Waves, From Wireless Technology to the development of atmospheric science, by Chen-Pang Yeang, University of Chicago Press, Chicago & London, 2013, ISBN 13:978-0-226-01519-4 / …03481-2 (E_Book) S127ff ext. Link
06b - Nach anderen Angaben aus 125 oder 126 Ländern
07 - Claude Joseph Édouard Belin, *1876-03-05, †1963-03-04. Entwickelt 1907 ein Verfahren der Bildtelegrafie, das als Vorläufer der Faxgeräte gilt. Ab 1951 Großoffizier der Ehrenlegion und 1937-1952 Präsident der Société française de photographie.
08 - Gustave-Auguste Ferrié, *1868-11-19, †1932-02-16. 1891 Abschluss an der École polytechnique. Richtet 1899 mit Guglielmo Marconi eine drahtlose Telegrafieverbindung zwischen England und Frankreich ein. Dehnt die Reichweite des Eiffelturmsenders von 400km bis 1908 auf 6000 km aus. Entwickelt mobile Sender für das Militär. 1919 zum General befördert. 1922 Inspecteur général de la télégraphie militaire
09 - Eugen Gerald Marcuse, *1886-08-04, †1961-04-06. Erste Sendegenehmigung 1913, 1920 g2NM in Bristol. Mit einer Sondergenehmigung darf er Sendeleistung und Wellenbereich für die Transatlantik-Tests nutzen und führt erfolgreich Zweiwege-Verbindungen durch. Ab 16. Oktober 1924 Manager of the Briitish Isles für die ARRL. Erhält im Juni 1927 vom General Post Office die Genehmigung, ab September ein halbes Jahr lang Sprache und Musik zu senden ("Empire Broadcasts")und wird damit zum Vorläufer der BBC. 1929 Präsident der RSGB. 1939 Patent als Schiffsfunker. Horchposten für die Regierung, Codename MAKSIM. ext. Link
10 - Die Personenangaben bei Körner S33 sind z.T. falsch
11 - Jean G. Mezger aus Neuilly/Seine. Gründungsmitglied (Mitgliedsnummer #02) der REF. Erhält am 20. September 1924 das Rufzeichern 8em, 1927 und 1928 8go. Verliert das Rufzeichen bei der Umstellung der Zuteilungen und ist seitdem nicht mehr aktiv. (Info F2VX)
12 - Frank D. Bell, Z4AA. Schaffarmer. Stellt am 19. Oktober 1924 die erste Transozean-Verbindung her zwischen Palmerston, Neuseeland, und Cecil Goyder, G2SZ, London. 90 Minuten auf 92m ext. Link
13 - William Coates Borrett, *1894, †1938. Author, historian and broadcaster, was born in Dartmouth, N.S. in 1894. He was educated at royal military schools in Canada and Cowbridge Grammer School in Wales. He served with the Canadian Armed Forces in both World Wars. Early in his career he was a pioneer in radio broadcasting, establishing the first commercial station in Nova Scotia in 1926 (CHNS). He was managing director until 1956 when he became vice-president of the Maritime Broadcasting Company. As an author and historian he was known for several books based on "Tales Told Under the Town Clock," a series of talks on CHNS Radio, Halifax, in the 1940s and 1950s. He was also an amateur painter of historic landmarks such as the Old Town Clock. After his retirement from broadcasting he became commandant of the Canadian Corps of Commissionaires (Nova Scotia Division) and was also appointed by the Canadian government to oversee the restoration of Citadel Hill. He was honorary superintendent of the National Historic Park until 1962, supervising the early reconstruction and encouraging the opening of the Army and Navy Museums in the casemates and a branch of the Nova Scotia Museum in the Cavalier Barracks. In 1969 the Canadian government presented him with a certificate of recognition for his contribution to the work of the national historic sites programme. ext. Link