Amateurfunkgeschichte Deutschland, Folgen 64-67


(64) Der Verband der Funkamateure der Deutschen Bundespost - VFDB (1) 1945-1965

(64) Der Verband der Funkamateure der Deutschen Bundespost - VFDB (1) 1945-1965(Werner Slawyk war schon als Schüler, 1920, aktiv gewesen. Er beherrschte Tempo 100 und übermittelte mit einem in der Toilette der elterlichen Wohnung installierten Gerät zunächst Schularbeiten. 1924 stellte die kleine Gruppe auf Kurzwelle um, und Slawyk war einer der ersten, die mit einer Audion-Versuchserlaubnis sogar legal tätig werden durfte.)
Überall bei der Post gab es Radio- und Funkinteressierte und analog zur Wiedergründung von vielen Sportverbänden schlug Herr Pressler vom neu in Frankfurt etablierten Ministerium für das Post- und Fernmeldewesen (BMP) die Gründung eines Postfunksportvereins vor. Im September 1949 wurden vom BMP die Oberpostdirektionen aufgefordert, Anschriften von Interessenten für einen derartigen Verein zu sammeln (Im Bild: Die Verfügung der OPD Braunschweig). Die Oberpostdirektionen stellten dann entsprechende Anfragen an ihre Ämter. Es meldeten sich sehr viele. Allein die Liste der OPD Hamburg enthielt 96 Namen, wobei zu berücksichtigen ist, das damals gerade viele Postinspektorenanwärter der Fachrichtung Funk in Hamburg in Ausbildung waren, die später in anderen Oberpostdirektionen eingesetzt wurden. Präsident Herz hatte in der Zwischenzeit Oberpostrat Fleischer im FTZ für die Belange des Funkwesens eingesetzt, der auch jede Unterstützung gewährte. Werner Slawyk besuchte mehrfach seinen Freund Rudi Rapcke in Hamburg und man kam im inzwischen stark gewachsenen Kreis in Darmstadt zur Ansicht, einen Postfunksportverein mit Bindung an die sonstigen Postsportvereine fallen zu lassen. Es wurde ein Deutscher Amateur-Radio-Club für die gesamte, neu erstandene Bundesrepublik Deutschland angestrebt.
1948-49: Vorbereitungen zur Gründung
Auf der Kurzwellentagung Bad Lauterberg am 8. Mai 1948 hatte Hans Erbe von der HVPF unter minutenlangem Beifall bekannt gegeben, dass die Oberpostdirektionen angewiesen wurden, ab sofort Anträge auf Abnahme von Lizenzprüfungen anzunehmen. Ab Juli 1948 hielten Post und Vertreter der Amateurfunkverbände aufgrund der gemeinsam erarbeiteten Richtlinien vorsorglich die ersten Lizenzprüfungen ab. Die Oldtimer der Post wie Slawyk, Menzel, Plage und Schädlich waren natürlich mit dabei. Hier traten aber die ersten Schwierigkeiten auf, wurden sie doch teilweise selbst als Prüfer eingesetzt. Aus der HVPF gab es juristische Bedenken, dass Beamte der Funküberwachung Mitglieder in einem der vier damals bestehenden Amateurfunkverbände waren. Diese Bedenken konnten jedoch von den Amateuren namentlich aus dem FTZ zerstreut werden.
Viele Postangehörige hatten zum Zeitpunkt des Erlasses des Amateurfunkgesetzes im März 1949 bereits über ein halbes Jahr die Bescheinigung über die bestehende Prüfung in der Tasche und bekamen daher sofort die Amateurfunklizenz (alte DL1- und DL3-Rufzeichen). Jetzt kam hinzu, dass die Post mit der Organisationsform „Funkzeugamt“ in Hamburg und Kiel größere Wehrmachtsfunklager übernommen hatte. Amtsvorsteher in Hamburg war Fritz Harder, später DL3FH und langjähriger 1. Vorsitzender des VFDB; und in Kiel der den Funkamateuren wohl gesonnene OPR Kubicki. Aber wie konnte man an die LO 40 und SK 100 herankommen? Nun ja, an einen postgebundenen Verband könnte man aussondern, stellten die Fachleute im FTZ und im BPM fest. Die Drähte glühten, und obwohl zunächst Vorstandsmitglieder im DARC/BZ einen besonderen Funkverband der Post nicht gern sahen, überzeugten doch die Vorteile für den gesamten Amateurfunk. Auf einer nächtlichen Busfahrt im Herbst 1949 von Bremen nach Erlangen, so erzählte Rudolf Rapcke mehrmals, wurde er dann als damaliger Präsident des DARC/BZ mit Werner Slawyk einig. Der gab die Zustimmung an seine Freunde in Darmstadt weiter, und Walter Plage, DL1UM, Johannes Berger, DL1WW, und Willi Menzel, DL1UR, entwarfen eine Satzung, die erste Grundlage für die Vereinsgründung. Herr Dr. Kirchner in der HVPF gab seinen Segen und sagte, so wie der Präsident des FTZ, Karl Herz, die erforderliche Unterstützung zu.
Jetzt stand einer Gründung eines Amateurfunkverbandes der Post nichts mehr im Wege. Menzel und Plage bekamen eine Dienstreise nach Norddeich genehmigt und hatten die von der HVPF überlassenen Listen der ca. 800 Interessenten für einen Postfunksportverein in der Tasche. Das weitere Vorgehen wurde besprochen und Werner Slawyk erklärte sich bereit, den verantwortlichen Vorsitz gegenüber den Besatzungsmächten und dem Amtsgericht zu übernehmen. Die eigentliche Vereinsarbeit sollte im Ionosphärenreferat des FTZ unter Dr. Bruno Beckmann geleitet werden, der den dort beschäftigten Mitarbeitern Menzel und Plage die notwendige Freizügigkeit eingeräumt hatte.

1950: Gründungsversammlung in Darmstadt
Nach den abgeschlossenen Vorbereitungen trafen sich am 11. Januar 1950 im FTZ in Darmstadt in den ehemaligen Kasernen an der Rheinstraße eine Dame und zehn Männer zur Gründungsversammlung des Verbandes der Funkamateure der Deutschen Bundespost (VFDB), der damit als weiterer Verband neben den im damaligen Deutschland bestehenden vier Amateurfunkverbänden, dem Württembergisch-Badischen Radio-Club (WBRC), dem Bayerischen Amateur-Radio-Club (BARC), dem Hessischen Radio-Club (HRC) und dem Deutschen Amateur-Radio-Club/Britische Zone (DARC/BZ) entstand.
Eine Episode am Rande: Werner Slawyk wollte ebenfalls an diesem denkwürdigen Tag mit dem Opel P4 des Funkamts Norddeich nach Darmstadt kommen, schaffte dies aber nicht, denn es hatte sehr stark geschneit.
Von den elf Gründungsmitgliedern wurden gewählt: l. Vorsitzender: OPR Dipl.-Ing. Werner Slawyk, AV Funkbetriebsamt; 2. Vorsitzender: WissMA Dipl.-Inq. Willi Menzel, FIZ-IV-Ea; Kassenführer : PAng Karl Sonntag, FTZ-IV-K9; Schriftführer : PAng Anneliese Wickensack, FTZ-IV-E6a.
Die Versammlung beschloss, unverzüglich die HVPF, das FTZ und PTZ, die VAP und alle OPDn zu unterrichten. Weiterhin wurde beschlossen, dass Slawyk und Menzel möglichst alle Oberpostdirektionen besuchen sollen, um in Zusammenarbeit mit den dortigen Funkreferaten vorläufige Bezirksvorsitzende einzusetzen.[2]



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