Amateurfunkgeschichte Deutschland - Folgen 36 bis 38


Selbstreflexion und offene Kritik

Amateurfunk und DARC - qou vadis?

Dies ist aber nur die Einleitung, auf die eine Klage über „zunehmend mangelnde Toleranz“ folgt, die zum abschließenden Appell führt, der geradezu zum Refrain vieler nachfolgender Leitartikel wird. „Zu verurteilen ist aber oft der Stil, mit dem Gegensätze ausgetragen werden, die Mittel und Wege, die man einschlägt, außerhalb der von uns selbst gesetzten Norm, z.B. der Club-Satzung. All das geschieht natürlich immer in ‚Wahrnehmung berechtigter Interessen’. Nur eines versäumt man; ja, geht ihm manchmal sogar aus dem Wege – dem offenen persönlichen Gespräch.“[9] Der 1. Vorsitzende stimmt ein: „Unter uns gibt es einige, die Bestehendes und Bewährtes abgeschafft wissen wollen und mit solchen Versuchen unter uns nur Unsicherheit verbreiten. Wir wissen nicht, wer und was dahintersteckt. … Krisen darf es bei uns nicht geben.“[10] Daraufhin melden sich die Kritiker mit offenem Visier, und die Angesprochenen fühlen sich zu Unrecht attackiert: „Was halten Sie davon, wenn einzelne Ortsverbände ‚Offene Briefe’ an alle Ortsverbände des DARC senden und damit versuchen, unseren Vorstand oder gar die ganze Clubversammlung unter Druck zu setzen?“[11] Gemeint waren die Offenen Briefe des OV Ingolstadt an den 1. Vorsitzenden. „Der Amateurrat sah in diesen Briefen eine Schädigung des Ansehens des Clubs und beauftragte den Geschäftsführenden Vorstand, ein Ausschlussverfahren gegen die Initiatoren einzuleiten.“[12] Zielscheibe der Kritik waren das Gebaren der leitenden Funktionäre, die von ihnen veranlasste Gebarung der Klubfinanzen – und die Klubzeitschrift mit ihren angeblich realitätsfernen Schwerpunkten. Die Replik belegt zugleich, dass der Vorwurf der Unbeweglichkeit und Systemstarre nicht ganz unbegründet ist: „Wir sind verpflichtet, monatlich 50% des Heftes mit technischen Beiträgen zu füllen … und wir sind sehr froh, wenn immer genügend Manuskripte eingehen. Die andere Hälfte des Heftes, der Leitartikel und der sogenannte Nachrichtenteil, wird von den Referaten und den Kolumnisten gefüllt. Über die ihnen zugestandene Seitenzahl haben Vorstand oder Amateurrat entschieden. Die Redaktion hat lediglich für pünktliches Erscheinen zu sorgen.“[13] Auch die Höhe der Bezüge für die Dienstleistungsverträge wird in der Basis diskutiert – der alte, unüberbrückbare Zielkonflikt Amateur-Amateure versus Berufs-Amateure. Der Vorstand kontert: „Sollten wir diese Aufgaben nicht besser unseren gewählten Vertretern überlassen?“[14] Deren „selbstherrliches Verhalten“ kritisiert lautstark der Vorsitzende des Distrikts Bayern-Süd, Günter Mees, DL6XM, erstmals auch bei einer Clubversammlung: Der seit Jahren köchelnde Unmut einer meinungsbildenden Minderheit droht nun endgültig offen auszubrechen.[15]


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