Amateurfunkgeschichte Deutschland - Folgen 36 bis 38


(37) 1966: "Elovau" und business beinahe as usual

(37) 1966: 'Elovau' und business beinahe as usualzoomWährend in Wuppertal die Anlage mit dem Auswertgestell entsteht, entwirft und baut einige hundert Kilometer weiter der Maschinenbau-Ingenieur Ull Schwenger, DL6JG, (der Leiter der EMC) das zentrale Verteilpult, das „Karussell“: „Das war gar nicht so einfach, denn in Griffnähe der Tastatur sollten sich die Einwurfschlitze für etwa 500 Ortsverbände befinden. … Die Tastatur lässt nach der Eingabe eines Calls in die Elektronik ein Lämpchen am gewünschten OV-Schlitz aufleuchten.“ Der ursprüngliche Plan sah vor, dass von dort ein Kanal in einer Rutschbahn zu vorbereiteten Sammelbehältern führen sollte. Weil das aber im Test nicht klappt, begnügt man sich mit herkömmlichen Ablagefächern und reduziert so den Leitstand auch auf ein Sechstel der zunächst konzipierten Größe.
Das abgesetzt aufgestellte Auswertgestell mit dem mechanischen Teil der Anlage ist vor allem Heinz Johann, DL1ZS, und Eberhard Müller, DJ9YI, zu verdanken. Über achtzehn 36polige Stecker mit dem Verteilpult verbunden, ist es 3,10m lang, 2,20m hoch und enthält im unteren Bereich das Rangierfeld für die DOK-Lampen, die Präfix- und Suffixauswertung und Platzreserve für spätere Erweiterungen. Im abgeschrägten Mittelteil sind die DOK-Sammelschienen untergebracht, das obere Teil, ein Winkeleisenrahmen, trägt die dreißig Zuordnungsmatrixen, je eine pro Rufzeichenblock. Sie sind das Kernstück der Anlage, denn sie übernehmen bei der Eingabe von Präfix und Ziffer jeweils die Durchsteuerung zu nur einem Transistor.[2] Da jedes Rufzeichen einem Ortsverband zugewiesen ist, muss es bei Änderung der OV-Zugehörigkeit neu zugeordnet werden können. Aus diesem Grund sind sämtliche Verbindungen steckbar angelegt – ein ungeheurer Aufwand: Allein die Aufschaltung der Rufzeichen nimmt sechs Wochen in Anspruch; die Verdrahtung der von Jürgen Pestke, DJ8JP, ausgeführten Relaiseinschübe erfordert weitere sechshundert Arbeitsstunden. Bereits im Erstausbau können dann aber auch maximal 20.280 Rufzeichen für 500 Ortsverbände dargestellt werden! Die stolze Bilanz: 1.620, Ortsverbandschienen, 60.00 Bohrlöcher für die Transistorplatten, 21.000 Lötstellen für die Kontaktstifte, 15.000 Transistoren (zu je drei Lötstellen), 15.000 Verbindungsleitungen, hergestellt aus 22km Schaltlitze (jeweils beidseitig abisoliert, an einem Ende gelötet, das andere Ende in eine Steckhülse geschlagen), 500 montierte und installierte Lampenfassungen.
Nie zuvor hat es im DARC eine vergleichbare Leistung gegeben. Die zwanzig Mitarbeiter werden im wesentlichen koordiniert und motiviert von einem Dreier-Team: Walter Ernst, DJ1MC, Ull Schwenger, DJ6JG,und Herbert Picolin, DL3NE, der „immense Anstrengungen leistet, das Projekt gegen eine zähe Opposition durchzusetzen“.[3]
Im April 1966 ist die „Wuppertaler Maschine“, die „Elektronische Verteilanlage“ – kurz und liebevoll: Elovau genannt – schließlich unterwegs nach München. Die gesamte Anlage kommt inklusive aller Ergänzungen trotz intensiver Selbstausbeutung alles Beteiligten auf 35.261,- DM.
Die technische Konzeption erweist sich als richtig. Bereits während der Einarbeitung in den ersten fünf Arbeitstagen werden 20.000 Karten sortiert; die täglich eintreffenden 4.000 Karten sind also, so scheint es, nach dem neuen System zu bewältigen. Die Enttäuschung folgt auf dem Fuß: Zwei Monate nach Betriebsaufnahme verstopfen 300.000 Karten die Räume der QSL-Vermittlung. Entwarnung gibt es erst ein Vierteljahr später: „Alle Karten sind zum 1. Oktober aufgearbeitet. Das entspricht bei 70 Arbeitstagen einem durchschnittlichen täglichen Maschinenaufwand von sechseinhalb Stunden und einer stündlichen Sortierleistung von rund 650 Karten.“[4]



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