(60) Chronik 1995

Das BMPT droht wieder einmal mit der Freigabe des ISM-Bereichs für expandierenden „Hobbyfunk“. Auch die Änderung der gesetzlichen Grundlagen zu Ungunsten des Amateurfunkdienstes sind noch nicht vom Tisch. Auf der Tagesordnung einer „Informationstagung“ der Mitgliederversammlung (also Amateurrat und Vorstand) stehen Anfang März in Kassel aber auch noch weitere brisante Punkte: Es gibt einen signifikanten Mitgliederrückgang zu beklagen, und der 1992 „in der Not“ gewählte Vorstand muss neu besetzt werden, wobei sich der Andrang an Kandidaten in Grenzen hält.[3]
Dem BAPT gelingt es erstmals die aktuelle Zahl der Amateurfunkgenehmigungen in Gesamtdeutschland zu ermitteln (siehe Tabelle am Ende des Beitrags). Im DARC organisiert sind 55.241 Lizenzierte, das entspricht einem Organisationsgrad von 74%, also gegenüber früheren Trends einem Rückgang um etwa 10%.[4]
Mit ungewohnter Offenheit werden die Mitglieder auf die Hauptversammlung im Mai in Braunschweig eingestimmt; sogar die Kandidaten für den Vorstand unterzieht man in der CQ-DL einer Art Hearing[5] – ein deutliches Signal, dass die Situation brisant ist. Dann geht aber doch alles glatt über die Bühne, wenn auch nicht ohne vorherige Turbulenzen. (Der Versprecher des Tagungsleiters: „Gibt es weitere Mordmeldungen?“ wird zum geflügelten Wort der Veranstaltung.) Es gibt einige Rochaden und Neubesetzungen: 1. Vorsitzender bleibt Dr. Horst Ellgering, DL9MH, seine Stellvertreter sind Dr.-Ing. Walter Schlink, DL3OAP, und Karl Erhard Vögele, DK9HU. Jodi Elbers, DJ3XV, ist nicht mehr angetreten, der bisherige 2. Stellvertreter Rolf Kadau, DJ7CH, unterliegt in der Abstimmung. Neuer Sprecher des Amateurrats, als Nachfolger von Fritz Edinger, DL5FAU, wird Alfred Reichel, DF1QM, der Distriktsvorsitzende Ruhrgebiet, sein Stellvertreter ist nun Günter König, DJ8CY.[6]
Das BMPT legt am 18. August den seit langem (erwarteten Entwurf für ein neues Gesetz über den Amateurfunk vor, eine Maßnahme, gegen die sich der DARC intensiv und, wie sich zeigt, vergeblich ausgesprochen hatte.[7] Bereits vier Wochen später ist die Stellungnahme des DARC fertig, wird von einer außerordentlichen Tagung des Amateurrats abgesegnet und nach Endredaktion als Beratungsgrundlage des Runden Tisches Amateurfunk (RTA) am 1. Oktober dem BMPT übermittelt.[8] Die Klubzeitschrift widmet in einem EXTRA dem Thema zwölf eng bedruckte Seiten, ein Beweis dafür, wie komplex die Materie ist. Die wichtigsten Stichworte: Der Begriff Amateurfunkdienst solle beibehalten werden (statt, geplant: Funkanwendung); die Verknüpfung mit der VO-Funk dürfe nicht aufgegeben werden; der grundsätzliche Rechtsanspruch auf eine Lizenz sei beizubehalten; die Frequenzzuweisung möge sich auf den allgemeinen Zuweisungsplan beschränken und Detailregelungen jeweils zu erlassenden Rechtsverordnungen überlassen; bei der Lösung von elektromagnetischen Unverträglichkeiten zwischen Geräten keine die Funkamateure einseitig belastenden Vorgaben zu setzen.
Am 3. September startet die EUROMIR95 der European Space Agency (ESA) mit dem deutschen Astronauten Thomas Reiter, DF4TR. Die Landung erfolgt am 29. Februar 1996.

<< zurück | < zur Übersicht