Deutsche Amateurfunk-Geschichte, Folgen 60-63


(62) Die DIG - Diplom Interessen Gemeinschaft - Vom CHC zur DIG

(62) Die DIG - Diplom Interessen Gemeinschaft - Vom CHC zur DIGzoomIn vielen Ländern wurden Funkamateure auf den CHC aufmerksam, erfüllten die Aufnahme-Regeln (man musste 25 Diplome besitzen) und wurden CHC-Mitglieder. Der nächste Schritt folgte Anfang der Sechzigerjahre: K6BX war einverstanden, dass neue so genannte CHC-Chapter gegründet wurden. In Deutschland gründete DL9KP das CHC-Chapter #10 und wurde dessen erster Präsident, unterstützt vom Vizepräsidenten Hans Christian Schütt, DL9XN[3] und dem Sekretär Hansgeorg Bähr, DJ2UU, der auch als Diplom-Manager des DL-CHC-Chapters fungierte. Die Herausgabe und den Druck der Diplome veranlasste und finanzierte vor allem DL9KP. Die Diplomgebühren waren die einzige Einnahme der deutschen CHC-Gruppe.
In kurzer Zeit entstanden weltweit viele CHC-Chapter, so zum Beispiel das mit dem DL-Chapter eng befreundete Chapter #3 in Südafrika, das Chapter #8 in England, das Chapter #52 in Ungarn – und nicht zuletzt das Chapter #23 in der DDR. Zuletzt gab es weit über hundert nationale oder nach Interessen (Ärzte, Piloten, SWL, Amateurfunk-Redakteure...) gegliederte Chapter, die alle ihre eigenen Netze, CHC-Runden und Diplom-Programme hatten.
Als DJ2UU später sein Amt zur Verfügung stellte, suchte DL9KP einen Nachfolger. Hans Christian Schütt wohnte in Duisburg, nur etwa 40km von Velbert entfernt, wo Eberhard Warnecke, DJ8OT, inzwischen aktiver CHCer war und jeden Donnerstagabend ein wöchentliches CHC-Netz führte. Im Auftrag von DL9KP wurden neue CHC-Diplome gedruckt, und bald erschienen die ersten CHC-Rundbriefe. Das Chapter #10 gab als einzige Gruppe gemeinsam mit dem inzwischen gegründeten DL-SWL-CHC-Chapter regelmäßig Mitgliederlisten und Diplomausschreibungen heraus, inzwischen alles in der Freizeit unentgeltlich gedruckt bei DJ8OT. Es kam sogar mehrfach in DL zu internationalen CHC-Treffen in Kempen, Velbert, Berlin und Wolfsburg. Das DL-CHC-Chapter #10 war fraglos eine der aktivsten Gruppen außerhalb der USA.

Der CHC-Niedergang

Der Erfolg seiner Initiative war Cliff Evans offenbar zu Kopf gestiegen, denn K6BX begann, für alle CHC-Mitglieder unverständlich, eine ungewöhnliche Aktion nach der anderen und brachte sich und seinen CHC in eine zuletzt unmögliche Situation. Für ihn zählten nur die eigenen Diplome, die übrigens in der Gestaltung mehr als bescheiden ausgefallen waren. Jedes bekannte Leistungsdiplom hingegen würdigte er herab oder stellte ihm ein „Pendant“ gegenüber. So muss man zum Beispiel für das bekannte vom CQ Magazine begründete Worked All Zones (WAZ) alle vierzig WAZ-Zonen der Welt bestätigt vorliegen haben; bei K6BX bekam man für einen US-Dollar bereits ein „WAZ“ ab fünf Zonen – mit kostenpflichtigen Stickers für jeweils weitere fünf. Noch eklatanter ist der Klon des DXCCs. Schon der Name des Diploms besagt, dass man hundert bestätigte DXCC-Gebiete nachweisen muss, um in den von der ARRL betreuten DX Century Club aufgenommen zu werden. Bei K6BX erhielt man das Grunddiplom um einen Dollar für nur fünf bestätigte Länder, natürlich erweiterbar mit möglichst vielen Stickers. Der Verdacht lag nahe, dass Cliff Evans eine perfekte Einnahmequelle gefunden hatte, brauchte er doch bloß in xerokopierte Einheitsvorlagen mit der Schreibmaschine die Bezeichnung des Diplome und den Namen und das Rufzeichen des Antragstellers eintippen. So kam Cliff Evans über kurz und lang zu seinem Rufnamen "Mr. Moneymaker".
Es gab für die Promotion auch so genannte CHC-Ambassadors für alle Kontinente und einzelne Länder, die als „Botschafter“ die Aufgabe hatten, möglichst viele neue Mitglieder zu gewinnen. Inzwischen genügten statt fünfundzwanzig nur noch zehn Diplome für eine CHC-Mitgliedschaft und das Recht, neue Chapter zu gründen. Für Europa und Deutschland war es Albert L. Kemmesies, K1QHP (ex FL8AK, K2JCS, F7FR, 3A2BN, W4FOC, DL4DL etc.), der sogar auf einem CHC-Treffen der Öffentlichkeit eine CHC-Queen präsentierte.
K6BX war in seinem Erfindungsreichtum für neue Gruppen und Diplomprogramme nicht mehr zu überbieten. Um die Raffsucht des Präsidenten bloß zu stellen, erfanden einige Funkamateure 1967/68 siebzehn verschiedene Diplome, reichten sie jeweils mit einem absolut falschen Diplomantrag ein, vergaßen aber nicht, ausreichend Dollarscheine beizulegen. Prompt erhielten die Bewerber für ihre Fantasie-Anträge die wie üblich mit Schreibmaschine ausgefüllten „Diplome“.
Cliff Evans gab auch eine Zeitschrift heraus, den XTRA-News-Letter. Anfangs war diese Information, zweckgebunden auf Diplom-Informationen, eine wertvolle Bereicherung. Auch das Directory of Certificates and Awards von K6BX war ein wirklich brauchbares Nachschlagewerk. Mit der Zeit begann Evans allerdings in seinen Publikationen alles anzugreifen, was sich ihm wirklich oder scheinbar entgegensetzte oder bloß eine andere Meinung vertrat. Immer heftiger wurden die Attacken gegen die Präsidenten der ARRL, die Vorsitzenden der IARU-Verbände in England, Deutschland, der Sowjetunion und vieler anderer Länder. Um weltweit für sein Ansinnen Unterstützung zu bekommen, ernannte er andererseits die selben Funktionäre, also etwa die Präsidenten, Vorsitzenden, Sekretäre und Geschäftsführer der nationalen Funkverbände weltweit zu CHC-Ehrenmitgliedern, selbst wenn sie an Diplomen nicht wirklich interessiert waren.



<< zurück | < zur Übersicht



QSL Collection - Dokumentationsarchiv Funk

Martin Thaller IT Dienstleistungen

Sponsor CMS

Martin Thaller IT Dienstleistungen