Amateurfunk-Geschichte Deutschland, Folgen 39-41


Die Stimme der Opposition

DL1CU macht Druck...

Die Stimme der OppositionzoomDie definitive Kündigung erfolgt tatsächlich, wenn auch vier Jahre später, und steht am Ende eines langen, den Mitgliedern und Funktionären nie offen gelegten Konflikts, den der damalige 1. Vorsitzende, Helmut Picolin, DL3NE, aus Sicht des DARC in einem Brief an den OV Ingolstadt so resümiert hatte:
„Die Zusammenlegung der nach dem Krieg erschienenen Zeitschriften ‚CQ’ und ‚QRV’ zum heutigen ‚DL-QTC’ machte im Jahre 1950 erst die Bildung eines Gesamt-DARC möglich. Der Preis dafür war ein Copyright, welches DARC und DL1CU je zur Hälfte besitzen. Daraus ergeben sich eine Menge rechtlicher Konsequenzen. Bei meiner ersten Amtsübernahme als Clubvorsitzender im Jahre 1961 fanden meine Freunde und ich einen Vertrag mit DL1CU vor, der erst am Vorabend abgeschlossen war. Trotzdem begannen wir an einer Reform des Vertrages zu arbeiten und konnten nach Einholung von Vergleichsangeboten erstmals 1963 den Heftpreis senken und eine günstigere Beteiligung des DARC an der Ham-Börse erwirken. Der selbe Vorstand konnte 1964 DL1CU zur Aufgabe seines ‚KW-Hörers’ bewegen und diesen ohne Mehrkosten dem ‚DL-QTC’ einverleiben. Im Jahre 1966 hat der Vorstand erneut in enger Zusammenarbeit mit den Distrikten zu einer Reform des Vertrages gedrängt und konnte im Januar 1967 nach harten Verhandlungen den jetzt bestehenden Fünfjahresvertrag abschließen, der dem Club über die von Ihnen genannten Zahlen hinaus Vorteile verschafft. Da es dabei für DL1CU nur die Alternative ‚Annahme’ oder ‚Bruch’ gab, ist es menschlich durchaus verständlich, wenn er versuchte, sich ein Ventil zu schaffen.“[3]
Felix Körner hatte die Situation nicht ganz so interpretiert: „Einige Verrückte – und dazu zähle ich Ingolstadt, haben versucht, den Verband durcheinander zu bringen. Großer Wind, Rundbriefe übelster Art. So lange es uns gelingt, den Verband zusammen zu halten, gibt es keine QRV sondern nur unser DL-QTC, an dessen Gestaltung der 1CU immer aktiv mitwirkt. Wir haben s.Zt. einen Vertrag geschlossen – QRV/CQ, er gilt bis heute. ... Wichtig ist, dass wir den DARC erhalten, alle zusammenstehen, dass das, was wir aufbauten seit 1945 uns nicht verlorengeht.“[4]

...und er wirft den Fehdehandschuh

Mit diesem versöhnlichen Ton ist nun Schluss. Am 5. September 1971 scheitert eine Verhandlung in Kiel. Der DARC stellt ein Ultimatum: Körner und seine Familienangehörigen dürfen keine andere Publikation als das DL-QTC herausbringen. Verlag und Druckerei erhalten statt 0,66DM nur mehr 0,54DM pro Heft. In der „Ham-Börse“ dürfen nur noch reine Kaufs- und Verkaufsanzeigen veröffentlicht werden.[5] Körner lehnt ab, der DARC kündigt den Vertrag per Jahresende; das ist der endgültige Bruch. Körner fühlt sich nicht mehr an den §2 der Vereinbarung gebunden, die lautet: „DARC und Verlag verpflichten sich, weitere das Kurzwellenamateurwesen betreffende Zeitschriften nur im gegenseitigen Einverständnis herauszugeben“.[6]
Körner besitzt die Titelrechte für „Das DL-QTC“, der DARC nennt seine Zeitschrift fortan „cq-DL“, und Felix legt ab Januar 1972 als Konkurrenzprodukt wieder die am 1. Oktober 1948 von ihm gegründete „QRV Amateur-Radio“ auf und sendet – eine Provokation - die erste Ausgabe unaufgefordert gemeinsam mit der Dezembernummer des DL-QTC sämtlichen deutschen Funkamateuren ins Haus. Sein Programm ist ebenso streitlustig wie deftig formuliert: „Informieren heißt heute nicht etwa überreden, heißt nicht einmal überzeugen wollen. Informieren heißt nicht apodiktische Erlasse, fix und fertige Lösungen, todsichere Rezepte und Erfolgsmeldungen auszuspucken ... Informieren heißt darum, herablassende Selbstgerechtigkeit auch mit dem Andersdenkenden und dem Kritischen das Gespräch suchen.“[7]
Und in der Tat zeigt sich der tiefe Riss, der von den obersten Funktionärsschichten bis zum „OM Normalverbraucher“ durch den DARC geht, in der nun folgenden Polarisierung. Zu den Streithähnen hinter der QRV stoßen als redaktionelle Mitarbeiter unter anderem Igor Falster, DL1EE, und Erich Linsin, DL6GB; Otto A. Wiesner, DJ5QK/OE7OAW, übernimmt die CW-Ecke; Dipl.-Ing. Heinz Schifferdecker, DL7AC, bewährter ehemaliger Betreuer des Technischen Referats, stellt wieder seine Erfahrung zur Verfügung; Hans Taje, nach Verlust seiner Sendegenehmigung nun ohne Rufzeichen, betreut die Diplomecke, aus der eine Loseblattsammlung in Ordner-Form entsteht; Edgar Brockmann, DJ1SB, der dem DARC zwei Jahrzehnte lang als Funktionär gedient hatte, Eckart Moltrecht, DJ4UF, beginnt seine bis in die Gegenwart fortgesetzte Tätigkeit als Verfasser einer Ausbildungshilfe, u.a. als Betreuer des IGY und IQSY und als Gründer der UKW-Fachtagung in Weinheim, übernimmt die UHF/VHF-Rubrik


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