Rundfunk in Österreich 1924 - 1938
1925 - 1933: Der Sender Wien-Rosenhügel
Siehe dazu die Bilder in der Fotogalerie, 1. Teil
Am Rosenhügel befindet sich seit 1873 der größte Wasserbehälter in Wien mit rund 150.000 m² Fassungsraum. Die Umgebung war damals mit Bauverbot belegt. Man errichtete die Antennenanlage daher genau auf den Wasserspeicher.
Die Bauarbeiten begannen im Mai 1925. Die Dreieck-Flächenantenne war an drei je 85 m hohe Sendemasten, die in einem Dreieck mit 120 m Seitenlänge aufgestellt waren, aufgehängt. Da sich unterhalb der Wasserbehälter befand, konnte kein Erdnetz als Gegengewicht geschaffen werden. Man baute daher eine Gegengewichtsanlage als Drahtnetz, das an 14 im Durchschnitt 10 m hohen Masten aufgespannt war. Später sollte dies auch am Bisamberg so ausgeführt werden (Abb.01, 02).
Am 24. Dezember 1925 um 5 Uhr morgens wurde der Sender erstmals versuchsweise eingeschaltet. Die offizielle Betriebsaufnahme erfolgte am 30. Jänner 1926 auf 565 kHz und sorgte sofort für Aufruhr unter den Radiohörern, denn speziell im Nahbereich des Senders gab es kaum Empfangsverbesserungen. Gerüchte machten die Runde, die Gegengewichtsanlage seit falsch berechnet worden, ja, der Standort sei überhaupt nicht für eine Sendeanlage geeignet, die RAVAG hätte dies auch schon frühzeitig bemerkt und einen anderen Standort gesucht, doch wollte man sich keine Blöße geben und hätte daher den Standort Rosenhügel fertig gestellt.
Trotz aller Beschwichtigungen und Entgegnungen der RAVAG musste an den geschilderten Problemen etwas dran gewesen sein, denn ab der zweiten Märzwoche 1926 wurde der schwache Sender am Dach des ehemaligen Kriegsministeriums am Stubenring wieder eingeschaltet und übertrug parallel das Programm der RAVAG auf 515 kHz, um so die Wiener Innenstadt, wo es besonders viele unzufriedene Radiohörer gab, sicher versorgen zu können.
Mit Inkrafttreten des Genfer Wellenplans am 14. November 1926 änderte der Sender Rosenhügel die Frequenz von 565 auf 580 kHz, der Sender Stubenring ging von 515 auf 520 kHz.
Im Sommer 1927 begann man mit dem Umbau zur Verdoppelung der Sendeleistung am Rosenhügel, wobei auch die Gegengewichtsanlage optimiert wurde. (Abb.053) Die Betriebsaufnahme der auf 14 kW verstärkten Anlage erfolgte am 8. Mai 1928 (Abb. 02). In den vier Wochen zuvor war die Anlage Rosenhügel abgeschaltet und nur der Sender Stubenring strahlte auf 580 kHz das Programm aus. Danach konnte der Stubenringsender endgültig außer Dienst gestellt werden.
Mit Inkrafttreten des Brüsseler Wellenplanes am 13. Januar 1929 änderte der Sender Rosenhügel die Frequenz geringfügig auf 577 kHz, aber schon am 30. Juni 1929 ging man mit dem Prager Wellenplan wieder fast die Ursprungsfrequenz 581 kHz zurück.
Am 28. Mai 1933 nahm der Großsender Wien-Bisamberg mit 100 kW Sendeleistung den Betrieb auf (Abb. 04). Der nach nur etwas mehr als 7 Jahren außer Betrieb gesetzte Sender am Rosenhügel diente zur Erneuerung bzw. Verstärkung des Senders in Linz (Eröffnung 26. Juni 1936), wo er bis 1965 in Betrieb stand. (Abb. 06) Die Antennenanlage und die Gebäude wurden danach abgetragen. Vom ehemaligen Sender ist nichts mehr erhalten. Das Sendergebäude, das die Mitte der Sendeanlage bildete, stand links des Einstiegsbauwerks zu den unterirdischen Wasserspeichern. Auf dem Dach des Einstiegsbauwerks stand die "Kurzwellenbaracke" (Abb. 07)
Fotos: Archiv
'Der neue Wiener Großsender' In: Funk Heft 8/1926 S 59 [PDF , 712.59 KB]