Rundfunk in Österreich 1924 - 1938
Radio schauen - mit 'Radio-Bild'
Ein Intermezzo 1926-1928
Der Radioteleskop-Projektions-Apparat, kurz Radioskop genannt, wurde in drei Ausführungen (Type I, II und III) hergestellt und kostete „zuzüglich Warenumsatzsteuer und Zustellung von 25 Schilling aufwärts.“ Die Zeitschrift Radio-Amateur nennt als Konstrukteur Ing. Alfred Grünfeld. (RA 12/1926). Nach dem Prinzip eines Episkops aufgebaut, doch „ohne Spiegel zur Bildaufrichtung“, ließ sich aus zwei Meter Abstand ein 50-60cm großes quadratisches Bild projizieren. Dazu wurde der Bildstreifen an der Gehäuserückwand durchgezogen und von zwei 60W-Glühbirnen an der Vorderseite angestrahlt. Man konnte als Ergänzung auch Projektionsschirme in verschiedenen Größen und Preislagen erwerben. Ab Jänner 1928 erfolgte der Vertrieb durch Hans Fleischmann & Co, Wien 7, Marialhilferstraße 43.
Am 1. Und 15. jeden Monats wurden Bildstreifen mit je 220 Illustrationen geliefert – im Abonnement postfrei um S 2,20 pro Monat. Für Sammler gab es zur Aufbewahrung um 14,-S die „Radio-Bild-Kassette“. Produziert wurden die Bildstreifen von der Kunstdruck-AG, Wien 3, Parkgasse 3, der Textteil vom Buchdrucker Friedrich Jasper (22.01.1847-14.04.1938), Wien 3, Thongasse 12. Er hatte nach der Ausbildung einen kleinen Betrieb übernommen und zu einer renommierten Großdruckerei ausgebaut und war drei Jahrzehnte Gremialvorsteher der Buchdrucker.
Das Radio-Bild wurde im September 1928 mit Abschluss des zweiten Jahrgangs eingestellt.
Die Radio-Bild Ges.m.b.H
hatte ihren Sitz in Wien 1, Elisabethstraße . Verantwortlicher Schriftleiter war Generalmajor a.D. Ernst Redlich (von) Redensbruck (13.05.1872-10.02.1963). Nach seiner Ausmusterung aus der Theresianischen Miilitärakademie, 1893, kam er als Leutnant zum Infanterie-Regiment 27, wurde 1915 im ersten Weltkrieg schwer verwundet, 1919 zunächst Major, dann als Oberst Kommandant des Infanterie-Regiments 101. 1920 in den Ruhestand versetzt, war er bis 1923 Vertragsbediensteter beim Kriegsgefangenen- und Zivilinternierten-Amt und wurde mit der Ernennung zum Generalmajor verabschiedet. Mit 46 Jahren auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung, war ihm die Redaktion des Radio-Bildes wohl aus familiären Gründen angeboten worden – Schriftleiter von Radio-Wien war nämlich Otto Redlich (von) Redensbruck (15.08.1873 - 19.6.1926). Seine militärische Karriere war ähnlich verlaufen. 1894 aus der Theresianischen Militärakademie als Leutnant zum Infanterie-Regiment 127 ausgemustert, besuchte er 1897-1899 die Kriegsschule, kam aber anschließend nicht in den Generalstab. 1915 Oberstleutnant, von 1916 bis Kriegsende Oberst, kommandierte er ein Infanterie-Regiment. Nach Kriegsende wurde er zunächst in die Volkswehr, dann in das Bundesheer übernommen, wo er abb 1922 für die Ausbildung der Infanterie verantwortlich war, ehe er 1924 als Generalmajor in den Ruhestand trat. Auch er musste nun einen zivilen Beruf ergreifen. Zustatten kam ihm, dass Oskar Czeija auf seine Einladung hin in einem unbenutzten Raum des ehemaligen Kriegsministeriums ab 1920 erste Versuche zum Betrieb eines Radiosenders durchgeführt hatte. Czeija übernahm ihn als Direktionsmitglied in die RAVAG, in der er seines frühen Todes wegen nur kurze Zeit wirken konnte.
Übrigens beschäftige Czeija auch ein drittes Mitglied der Familie: Rudolf Krippl-Redlich-Redensbruck (1906-1994) war 1930/31 Fremdsprachenkorrespondent bei der von Czeija gegründeten "Selenophon" Licht- und Tonbild GesmbH.