Rundfunk in Österreich 1924 - 1938
1924: Klotz, Stäbchen und Radio - Der Elektro- und Radio-Matadorbaukasten
Oskar Maschek, Sektionsrat im österreichischen Unterrichtsministerium, in einem Aufsatz für die pädagogische Zeitschrift „Die Quelle“, 1924: "Der Matador kann aus der heutigen Schule überhaupt nicht mehr weggedacht werden. Ja, es ist sogar möglich, sich eine Schule vorzustellen, die statt des physikalischen Kabinetts nur einen vollständigen Matador-Baukasten hätte, und jede Schule, die im Besitz eines solchen ist, ist damit jeder anderen Schule, die nur ein physikalisches Kabinett hat, bedeutend überlegen."
Der „Elektro-Matador“ ermöglichte die Herstellung einfacher Instrumente, vermittelte anhand vieler Experimente die Grundlagen und glänzte mit einer funktionierenden Sende- und Empfangsstation für Telegraphie, den Fritter inklusive. Der „Radio-Matador“ enthielt detaillierte Anleitungen, so etwa auch eine Einrichtung, um die Variometer-Spulen für den Bau des Detektors selbst anzufertigen. 1928 zeigt das Heft I (zehn Vorlagen für Matador Nr. 7 = 6 und 6A) ein Haus, auf dessen Dach selbstverständlich die Hochantenne nicht fehlen darf.
Die Dynastie Korbuly
Johann Korbuly, geboren am 29. Jänner 1860 in Wien, hier auch am 23. April 1919 gestorben, hatte unter anderem 1893/94 als Bauleiter die Grazer Schlossbergbahn trassiert. Er war der geborene Tüftler und Entwickler, ließ seine Erfindung auch gleich patentieren, fand aber keinen Käufer für das Patent. Kurz entschlossen, eröffnete er 1903 selbst eine Mini-Fabrik in der Bräuhausgasse in Wien und produzierte mit selbst gebauten Maschinen. Die Idee war eine pädagogische Revolution: Schon bald war das Klötzchen-Ensemble aus Rotbuche Standard im Jugendzimmer eines gutbürgerlichen Haushalts. Der Wiener Laden präsentierte das Angebot am Graben, die Filiale in Berlin residierte Unter den Linden, "Alles dreht sich, alles bewegt sich", lautete denn auch jahrzehntelang der Slogan der Matador-Werbung. 1915 verlagerte Johann Korbuly die gesamte Produktion nach Pfaffstätten bei Traiskirchen, wo die Matador-Fabrik die nächsten 70 Jahre bestehen blieb.
Nach dem Tod des Firmengründers übernahm dessen Sohn Johann Julius Korbuly mit seinem Bruder Rudolf das Unternehmen. Johann kümmerte sich um den kaufmännischen, Rudolf um den technischen Teil. (Anton, der mittlere Bruder, war 1917 gestorben.) Während des 2. Weltkrieges musste die Matadorerzeugung eingestellt werden, und es wurden Sprengkapselschachteln erzeugt, aber schon 1946 wurde wieder der erste Matador verkauft.
1978 verkaufte Korbuly jun., inzwischen 86 Jahre alt, das gesamte Unternehmen an den Zeitungsverleger Kurt Falk. Der wollte aus Matador ein Konkurrenzprodukt zu Lego machen und ließ viele Teile aus Kunststoff herstellen. Die Zeit des „antiquierten“ Holzbaukastens schien aber abgelaufen zu sein: 1987 wurde die Produktion eingestellt. Aber Nostalgie und das nach wie vor überzeugende Konzept ermöglichten die Wiedereinführung der Marke. Ing. Mag. Michael Tobias und seine Frau Claudia erwarben 1996 die Markenrechte. Heute produziert die Matador GmbH wieder nach den Originalbauplänen von anno dazumal. Die alte Matador-Fabrik in Pfaffstätten hingegen steht still.
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Quellen:
Matador-Zeitung, 1921-1939 OeNB, Verbund-ID-Nr AC02910293, ZDB-Nr. 662436-4
Weber-Rektorik, Karin „100 Jahre Matador. Ein Baukasten erobert die Welt“, Wöllersdorf, 2003. OeNB,Verbund-ID-Nr. AC03756262
Uschi Schleich: „Matador ist hundert Jahre alt“, in: Wiener Zeitung, 19. Dezember 2003
"Die Quelle", Vereinigte "Monatshefte für Pädagogische Reform" und "Kunst und Schule". Jg. 1924 OBL 1815-1940, Bd.4 (Lfg. 17), S 173
"Die Quelle" - 1924 (Ausschnitt) [PDF , 835.5 KB]