Jugend und erste Begegnung mit der Arktis

Jugend und erste Begegnung mit der ArktisDrei karge Winter in der Arktis

Einer von Krenkels Schülern war zu zwei Monaten Bewährung auf einem Hafenschlepper in Leningrad verdonnert worden und wusste allerlei Seemannsgarn zu spinnen. Krenkel beschloss daraufhin, sich bei der Handelsmarine zu bewerben. Sein Schüler gab ihm einen Zettel an einen Bekannten mit: "Pjotr, hilf diesem Burschen! Er ist ein guter Kerl und versteht etwas von der Funkerei." Mit diesem "Empfehlungsschreiben" fuhr Krenkel nach Leningrad, und abermals sollte der Zufall sein Schicksal bestimmen - aber lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

"Ich hörte, dass man einen Funker für irgendeinen Außenposten auf einer Insel im Norden suche. Welche Insel das war, und wo sie lag, wusste ich nicht, und, ehrlich gesagt, es war mir auch egal. Es stellte sich heraus, dass diese Insel Nowaja Semlja war, und so kam ich zum ersten Mal in die Arktis. Wie viele andere vor mir, verliebte ich mich in sie und beschloss, den Rest meines Lebens im Fernen Norden zu verbringen."

Konkret: Man suchte gerade einen Funker für die Polarstation Matoschkin Schar (die heute Krenkels Namen trägt) in einer Meerenge der Insel Nowaja Semlja, und Krenkel verdingte sich für die Überwinterungsexpedition 1924/25. Es war eine seltsam gemischte Gruppe, zu der ebenso Teilnehmer an der Meuterei von Kronstadt gehörten wie zwei deutsche Matrosen vom Kreuzer "Magdeburg", der im Ersten Weltkrieg in der Baltischen See versenkt worden war. 1925, nach der Rückkehr, Heirat mit Natalja, geb. . Anschließend leistete Krenkel bis zum Herbst 1926 seinen Armeedienst ab, bestand hinterher die Amateurfunk-Prüfung und erhielt das Rufzeichen EU2EQ.
Krenkels Sohn Theodore Ernstovich schilderte in der Zeitschrift "Radio" den nächsten Schritt in der Karriere seines Vaters so:

"Zu dieser Zeit wollte er sich einen ganz besonderen Traum erfüllen: aus der Arktis auf Kurzwelle senden! Aber wie? Hier kam der abenteuerliche Zug in Vaters Charakter zum Tragen: er wurde zum Hochstapler. Er gab sich in Moskau als Vertreter des Radiolaboratoriums von Nishnij-Novgorod aus und überredete das Hydrographische Büro, ihn mit Radioexperimenten in der Arktis zu betrauen und dafür einen 300-Watt-Sender beizustellen. Danach ging er zum Hydrographischen Büro in Leningrad und bot unter Berufung auf die Moskauer Zentralstelle seine Dienste als Radio-Operator des Polaren Geophysikalischen Observatoriums an. An der Überwinterung 1927/28 wolle er aber nur unter der Bedingung teilnehmen, dass er einen Kurzwellensender mitnehmen dürfe, den er in der Freizeit als Funkamateur betreiben würde."

Der Coup glückte, und Krenkel gab sich - mangels einer offiziellen Regelung - das Rufzeichen PGO (für: Polarnaja Geografitscheskaja Observatorija). Der Sohn schließt seinen Bericht mit den Worten:

"Übrigens, als die Überwinterer abgelöst wurden, trieb durch eine Unachtsamkeit das Boot mit der Ausrüstung ab. Ohne zu zögern, sprang Vater ins eiskalte Wasser und rettete seinen Sender. Von da an hatte er eine Abneigung gegen die Kälte, und er - der passionierte Polarforscher - konnte nicht einmal den Luftzug eines offenen Fensters ertragen."

Kurzzeitig betätigte sich Krenkel als Schiffsfunker und arbeitete in Moskau, aber es zog ihn in die Arktis zurück. Krenkel nahm auch am Arktis-Flug des "Graf Zeppelin" teil. hier
1929 stellte Otto Yulievich Schmidt ein Expeditionsteam zusammen, das auf Franz-Joseph-Land die nördlichste Funkstation der Welt errichten sollte - Rufzeichen RPX12 -, und Krenkel meldete sich sofort für den Einsatz. Die "Sedow" unter Kapitän V. I. Voronin brachte die Gruppe an ihren Einsatzort, und im Verlauf dieses Winters wurden er und Schmidt Freunde fürs Leben.
Fotogalerie O.Y.Schmidt: linkext. Link

Krenkel stellt einen Weltrekord auf

Am 12. Januar 1930 stellte Krenkel den damaligen Weltrekord für Weitverbindungen auf der Kurzwelle her, als er Kontakt mit Howard Mason an der Station WFA der Antarktis-Expedition Admiral Byrds aufnahm. In der Autobiographie wird das so beschrieben:

"Nach meiner üblichen Funktätigkeit rief ich CQ und bat um Antwort auf 42m. Gleich darauf hatte ich im Kopfhörer ein Rufzeichen, und jemand fragte mich in Englisch nach meinem Standort. Die Angabe, ich sei auf Franz-Josephs-Land auf einer sowjetischen Station, hatte einen unerwarteten Effekt. 'Mein lieber Freund', sagte die Stimme, 'mir scheint, wir haben da soeben einen Weltrekord gebrochen. Du sprichst mit der Basis von Admiral Byrds Antarktis-Expedition.' Ich erzählte, dass bei uns die Polarnacht herrsche, dass es kalt sei, und dass wir eine Gruppe von sieben Überwinterern seien. Die Gegenstation sagte, sie hätten Polartag, und es sei bewölkt bei zwei Grad plus. Sie seien zweiundvierzig Personen und wollten demnächst zum Südpol fliegen. Wir unterhielten uns, erst in Englisch, dann in Deutsch, gut eineinhalb Stunden - und am nächsten Tag wieder eine Stunde. Obwohl ich nur 250 W Sendeleistung hatte und die Amerikaner 700 W, war die Verbindung ausgezeichnet. Leider konnte ich trotz vieler Versuche keine weiteren Kontakte zur Byrd-Expedition herstellen."



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