18 - Wiederbeginn des Amateurfunks


In Bearbeitung

SPOT - Amateurfunk in Hamburg nach 1945



18A Wiederbeginn des Amateurfunks in Hamburg nach 1945 bis zur Gründung des DARC/BZ (Britische Zone)

Mit dem Zusammenbruch des Großdeutschen Reiches im Mai 1945 hörte auch in Hamburg, wie überall in den von den Siegermächten gebildeten Besatzungszonen, jegliche Betätigung im Amateurfunk auf. Der "Deutsche Amateur Sende- und Empfangsdienst" (DASD), in dem die deutschen Funkamateure bisher organisiert waren, bestand nicht mehr. Unter den von den Besatzungsmächten erlassenen so genannten Kontrollratsbeschlüssen befand sich auch das "Gesetz Nr. 76 der Militärregierung", das bis zur Androhung der Todesstrafe (Artikel IV/11) jeden Funkbetrieb untersagte (Artikel II). Selbst Brieftauben mussten nach diesem Gesetz angemeldet werden!
Die Stadt Hamburg, die am 3. Mai 1945 von den britischen Streitkräften kampflos besetzt wurde, war stark zerstört. In Anbetracht der prekären wirtschaftlichen Notlage hatten die Menschen vor allem eine Sorge: zu überleben. Es überrascht, dass sich trotz alledem schon Ende 1945 ehemalige DASD-Mitglieder fast konspirativ zusammenfanden in der Wohnung des in Hamburg sehr bekannten Rudolf "Rudi" Rapcke01 am Uhlenhorster Weg 37, wo sie überlegten, wie sie wieder Amateurfunk ausüben konnten.
Anfang 1946 entdeckte Rudi Rapcke nach einem Besuch der in der Innenstadt gelegenen Musikhalle einen zwischen diesem Gebäude und dem benachbarten Hydrographischen Institut gespannten "längeren Draht", den er folgerichtig als Amateurfunkantenne ausmachte. Wie Rückfragen beim Hausmeister der Musikhalle ergaben, gehörte die Antenne dem britischen Nachrichtenoffizier Major Rowland Shears02, in Großbritannien als G8KW lizenziert, der dort mit offizieller Genehmigung der Militärregierung als D2KW Amateurfunk betrieb. Er gehörte zur "Radio Section, Posts and Telecommunications Branch, Control Commission for Germany" im Hauptquartier der britischen Streitkräfte in Hamburg. Seine Dienststelle amtierte im Gebäude der ehemaligen Reichspostdirektion am Stephansplatz.
Rudi Rapcke bemühte sich um Kontakte.03 Es gelang. Nach mehreren Anläufen - Telephongespräche und schriftliche Eingaben wurde er am 2. Oktober 1946 [tent., Anm.d. Red.] von Shears in dessen Büro und in seiner Funkstation in überaus freundlicher Weise empfangen. Das verdient besondere Würdigung, denn zu dieser Zeit bestand immer noch das so genannte "Fraternisierungsverbot" im Umgang mit der deutschen Bevölkerung, an das sich Shears und andere seiner Kollegen erfreulicher Weise nicht gebunden fühlten. In mehreren Verhandlungen mit Shears und den Offizieren Chalk und Kidd (D2CK) der "Control Commission" brachte Rapcke sein hauptsächliches Begehren vor: Die Gründung eines Radioklubs, wie es beispielsweise schon mit dem "Württembergisch-Badischen Radioclub" (WBRC) in Stuttgart geschehen war, und den er "Deutscher Amateur Radio Club" nennen wollte. Vordringlich war ihm daran gelegen, das für die Herausgabe einer Zeitschrift notwendige Papier zu erhalten - Papier war knapp und kontingentiert. Diesen Wunsch erfüllten ihm die Verantwortlichen der "Control Commission" in sehr unbürokratischer Weise. Aber, noch wichtiger für ihn und die am Amateurfunk in der britischen Zone Interessierten: Mit Schreiben vom 21. Mai 1947, gerichtet an den Deutschen Amateur Radio Club (Britische Zone), zu Händen von R. Rapcke, genehmigte die "Control Commission" einen Amateur Radio Club für Kurzwellenempfang zu bilden. Sendegenehmigungen standen zu dieser Zeit noch nicht zur Diskussion.
Die erfolgreichen Verhandlungen von Rudi Rapcke führten zum Erscheinen der ersten Ausgabe des "Mitteilungsblattes der deutschen Radio-Amateure, Clubnachrichten für den DARC/BZ von Juni-Juli 1947"04, diese Ausgabe zunächst als Beilage zur QRV, der Clubzeitschrift des WBRC. Es folgten weitere drei Ausgaben, die in Hamburg als "Mitteilungsblatt des Deutschen Amateur-Radio-Clubs / Britische Zone" gedruckt wurden.05 Im März 1948 erschien sodann die erste Nummer der "CQ".
Der 21. Mai 1947 wird als Gründungstag des DARC/BZ angesehen, gleichzeitig auch als jener des Distrikts Hamburg. Als Präsident des DARC/BZ und - in Personalunion - als Distriktsmanager (DM) für die Region Hamburg organisierte Rudi Rapcke in vorbildlicher Weise die Amateurfunk-Aktivitäten in enger Zusammenarbeit mit seinen Vorstandskollegen Otfried Lührs (Göttingen, später DL1KV) und Alfred Müller (Kiel, später DL1FL). Bemerkenswert sind die Ausführungen von Rudi Rapcke in der ersten Ausgabe des MB vom Juni-Juli 1947, in der er u.a. über die erste deutsche Kurzwellentagung am 7./8. Juni 1947 in Stuttgart berichtet und darin entscheidende Impulse für die künftige Entwicklung des Amateurfunks in Deutschland gab.




18B "Also das sind die Herren von den Schwarzsendern?"

Aus den Erinnerungen Rudi Rapckes06

17. Mai 1947
Erste Vorstellung der Vertreter des neu zu gründenden Verbandes (Goldmann, Rapcke, Lührs, Müller, Lottermoser, Pazem) bei Maj. Shears und Col. Kidd. "Der Arbeiter-Radio-Bund war auch geladen. Der ARBD-Vertreter wurde durch die Nennung einer ganz unmöglichen Zahl von Mitgliedern (und) durch Propagandarede gegen die Amtsträger des ehemaligen DASD, die (Shears) natürlich kannte, gleich freundschaftlich hinaus komplimentiert. Wir fanden bei (Shears) sofort ein offenes Ohr für unsere Lizenz- und sonstigen Wünsche."

Februar 1948
Vorsprache der Amateurverbände (WBRC, HRC, BARC und DARC/BZ) bei der Post- und Fernmeldebehörde in Frankfurt/Main: "Der Besuch in der HVPF beim damaligen OPR Pressler … geschah, wie folgt: In langer Reihe an einem Tisch die Vertreter der Behörde, gegenüber an seinem Schreibtisch Herr Pressler, an seiner Seite Herr Dr. Auber. Kurze Begrüßung durch Pressler, dann Dr. Auber: ‚Also das sind die Herren von den Schwarzsendern?' Darauf stand ich auf: ‚Das dürfte doch wohl ein kleiner Irrtum sein. Wenn man uns von vornherein so ansieht, sind wir am falschen Platze.' Alle Amateurvertreter erhoben sich und schickten sich an zu gehen. Darauf Herr Pressler: ‚Herr Dr., die Herren wollen ja nur Ordnung in unserem Sinne im Funkverkehr wiederherstellen! Ich glaube, meine Herren, das war nicht so arg gemeint von Herrn Dr. Auber. Lassen Sie uns doch erst einmal darüber verhandeln, wie Sie sich das denken." … Wir hatten Dr. Auber gegenüber einen schweren Stand, und wenn uns OPR Pressler nicht immer wieder unterstützt hätte, wäre es fraglich gewesen, wie das ausgelaufen wäre."



18C Rowland G. Shears, G8KW

DARC-Ehrenmitglied Rowland G. Shears, G8KW (*04.09.1919, †17.11.2009) wurde im nördlich von London gelegenen Vorort New Barnat, Hertfortshire, geboren. Schon sein Vater interessierte sich für die Kurzwelle. Von 1950-1970 machte sich G8KW mit seiner Firma K.W. Electronics als Produzent von Geräten für die Kurzwelle und auch für die Popularisierung von Einseitenband einen Namen. Shears stiftete anlässlich des 50-jährigen Bestehens des DARC im Jahr 2000 einen gläsernen Pokal. Er wird jährlich als Wanderpokal an den DARC-Ortsverband mit dem höchsten Mitgliederzuwachs vergeben.




Fußnoten

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Quellen- und Bildnachweis

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